Mothl, du Teufelskerl! Ende gut, fast alles gut
Fritz Strobl über Matthias Mayer und warum sein Super-G-Gold keine große Überraschung ist.
Rechnen darfst du mit einem Olympiasieg nie, weil in weniger als zwei Minuten alle, und zwar wirklich alle Faktoren zusammenpassen müssen. Ich habe unseren Speed-Herren aber wegen der Ergebnisse im Vorfeld im Super-G mehr zugetraut als in der Abfahrt. Überraschend ist das Gold von Matthias Mayer also nicht. Auch nicht nach der mannschaftlichen Pleite in der Abfahrt – das war eine deftige und verdiente Watschn. Und auch nicht nach Mothls schmerzhaftem Sturz im Kombinations-Slalom.
W ahrscheinlich war sogar genau diese Ablenkung die Basis zum Erfolg. Er war so sehr damit beschäftigt, fit zu werden, dass er gar keine Zeit dafür gehabt hat, sich mit dem Erfolgsdruck zu beschäftigen. Im Rennen selbst hat er seine Coolness ausgespielt, komplett ohne Kompromisse mit dem nötigen Gefühl attackiert. Hut ab vor diesem Teufelskerl, meinem engeren Landsmann. Doppel-Olympiasieger! Kärnten und Olympia, das passt zu- sammen. Bei der Siegerehrung habe ich Gänsehaut bekommen. Olympia-Gold ist das Größte, was du erreichen kannst. Mehr geht nicht, wenn für dich die Hymne gespielt wird.
A lso: Ende gut, fast alles gut. Denn in der Abfahrt war gegen die Norweger und Beat Feuz kein Kraut gewachsen und das hat mich enttäuscht. Abgesehen davon, dass es keinen würdigeren Olympiasieger als Aksel Lund Svindal gibt, hat mich gestört, dass man im Vorfeld vom ÖSVTeam immer leise Kritik an der Strecke durchgehört hat. Dabei hatte man vier Jahre Zeit, um sich auf die Bedingungen einzustellen (Stichwort ÖSV-Entwicklungsgruppe). Bei Hannes Reichelt hat mir der letzte Siegeswille gefehlt. Kein Vorwärtsdrang, der ihn sonst so auszeichnet. Max Franz ist nie ins Fahren gekommen und Vincent Kriechmayr ist solide gefahren. Das war leider alles zu wenig.