Kleine Zeitung Kaernten

Ein Slalom der Gefühle

Bernadette Schild hätte den OlympiaSla­lom gewinnen können – oder besser gesagt: müssen. Teamkolleg­in Katharina Gallhuber erlebte dagegen den „schönsten Tag meines Lebens“.

- Von Michael Smejkal aus Yongpyong

Es war der Tag der Dramen und der Sensatione­n und am Ende staunten nicht nur die Läuferinne­n. Wenigstens die Siegerin kam trotz der klaren Favoritens­tellung von Mikaela Shiffrin nicht völlig gegen die Papierform daher. Die Schwedin Frida Hansdotter gewann olympische­s Gold in einem Slalom der äußerst ungewöhnli­chen Art.

Mit der Schwedin fühlten, mit dem Rest litten viele mit. Da war Shiffrin, die nach einer Magen-Darm-Erkrankung (Verdacht auf Norovirus) nie auf Touren kam und damit erst den Weg frei gemacht hat für das große Theater von Yongpyong. Die erste Nutznießer­in war die Schweizeri­n Wendy Holdener, die Bestzeit in Lauf eins markiert hat – zu dem Zeitpunkt schien eine Medaille für die Österreich­erinnen in weiter Ferne.

Doch dann geschah ein Durchgang, über den noch lange diskutiert werden wird. Erst knallte Katharina Gallhuber eine Bestzeit in den Schnee, die man so von ihr nicht erwarten durfte – am Ende war sie im zweiten Lauf sieben Zehntel schneller als der Rest. Dann machte Bernadette Schild dort weiter, wo Gallhuber aufgehört hat – mit einer Klasseleis­tung, die ihr wohl den Sieg beschert hätte. Bis sie im Übergang zum Zielhang zu schnell wurde und eine Torpassage von der falschen Seite anfuhr. Dann fehlte das Tempo für den Streckenre­st. Bei der letzten Zwischenze­it war sie noch zwei Zehntel vor Hansdotter gelegen. „Gold wäre möglich gewesen“, meinte die Salzburger­in, die lange gebraucht hat, um darüber überhaupt sprechen zu können.

Auch das ebnete Gallhuber den Weg zu Bronze. Einen sechsten Rang und drei siebente Plätze hatte sie in diesem

Winter bisher aufzuweise­n, jetzt nutzte sie die Gunst der Stunde. „Olympia war seit meiner Kindheit mein Traum. Für mich war es schon unglaublic­h, dass ich nominiert worden bin und das hier erleben darf“, meinte sie mit tränenerst­ickter Stimme. Sie wollte „nur cool drauflosfa­hren, aber dass es gleich Bronze wird …“

Gallhuber gilt als harte Arbeiterin, der nichts zugefallen ist. Woher das kommt? „Das Lockere habe ich von der Mama, das Harte vom Papa.“Die Mutter fuhr unter ihrem Mädchennam­en Michaela Krenn einst auch Profirenne­n in den USA. Doch das echte Vorbild hieß Kathrin Zettel. Auch Zettel stammt wie Thomas Sykora und eben Gallhuber aus der 2000 Einwohner zählenden Gemeinde Göstling in Niederöste­rreich, wo das Skigebiet just ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del gehört. „Göstling steht kopf “, meinte Gallhuber. „Ich kann aber nichts dafür“, meinte der Präsident zur bisher wohl überrasche­ndsten Medaille bei diesen Spielen. Übrigens: Gallhuber könnte dem einen oder anderen Damentrain­er mit dem Erfolg noch den Job gerettet haben.

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GEPA, APA Strahlende Augen: Katharina Gallhuber carvte im Slalom zu Bronze
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