Ein Kufenflitzer macht Südkorea narrisch
Yun Sung-bin (23) ist der erste Winter-Olympiasieger der südkoreanischen Gastgeber, der nicht aus der Halle kommt.
Die 56. Medaille für Gastgeber Südkorea in der Geschichte Olympischer Winterspiele ist eine der ganz speziellen Art. Noch dazu glänzt sie in Gold. Yun Sung-bin hat sich in eindrucksvoller Manier mit 1,63 Sekunden Vorsprung zum Skeleton-Champion gekrönt und damit als Erster seiner Nation Edelmetall in einer Wintersport-Disziplin, die nicht in der Halle in Szene geht, gewonnen. Die 55 Medaillen zuvor waren im Shorttrack (43), Eisschnelllauf (10) und Eiskunstlauf (2) gelungen.
Jetzt ist Südkorea komplett aus dem Häuschen – und der 23-Jährige ein Volksheld. Ein Tausendsassa, dem sie in der Heimat auch den großen Wurf bei Sommerspielen zutrauen. Sung-bin soll ganz gut mit Gewichten umgehen können. Also war es für ihn ein Leichtes, das Gold zu stemmen. Der rasende Kufenflitzer wurde von Tausenden Landsleuten im Alpensia Sliding Centre gefeiert, die Stim- men der koreanischen TV-Kommentatoren überschlugen sich.
Der Olympiasieger hat die Gunst der Stunde und den Heimvorteil in „seinem“Eiskanal gnadenlos ausgenützt. Tausende Fahrten hat Sung-bin (Vizeweltmeister 2016, sieben Weltcupsiege) hier abgespult, trotzdem musste er dem Druck erst einmal standhalten. Er tat es – ausgerechnet an einem südkoreanischen Feiertag, dem Beginn des neuen (Mond-)Jahres.
„Jetzt will ich nur noch mein Handy ausschalten und einen Tag durchschlafen“, atmete der „Iron Man“auf: „Alle haben dieses Gold von mir erwartet, ich wollte es unbedingt – auch für mein Land“, betont Sung-bin, der im Gymnasium entdeckt wurde. Von seinem Lehrer Kim Young-tae. Beim Basketball. „Er war extrem schnell auf den Beinen, das ist gut für Skeleton“, grinste Young-tae.
Ob der Musterschüler Sungbin mit „nur“178 Zentimetern Körpergröße unter dem Korb den Durchbruch geschafft hätte, sei dahingestellt. Gestern ist er auf alle Fälle zum Riesen auf dem Eis geworden.