Andrea Bocelli kommt nach Klagenfurt.
Filmfestival mit Breivik-Attentat und Romy-Schneider-Hommage.
Plötzlich haben die 77 Getöteten und 99 Verletzten Gesichter, nimmt das Grauen, das der 34-jährige Anders Breivik 2011 auf der Insel Utøya vor Oslo angerichtet hat, unheimliche Gestalt an. Der BerlinaleWettbewerbsbeitrag „Utøya 22. Juli“zeichnet das Attentat als Spielfilm in Echtzeit nach.
Schüsse donnern, Jugendliche flüchten in Panik. Niemand weiß, was passiert ist. Die Minuten vor der Menschenjagd und diese selbst werden in einer einzigen Einstellung gezeigt. Eine unglaubliche Kameraleistung und noch unglaublicher die Leistung der jungen Andrea Berntzen, an der die Kamera bis zum Ende bleibt. Erzählt wird die Geschichte von Kaja, die ihre Schwester sucht, einer anderen in ihrem Tod beisteht und schließlich mit einem Burschen aus Stavanger sogar über Alltägliches reden kann. Emotionale Beruhigung in einer Stunde Todesangst.
Der Film wirft Fragen auf: Darf man aus derart Schrecklichem Geld mit einem Film machen? Wird der Zuschauer zum Voyeur? Er wolle jungen Menschen das Ereignis zeigen, sagt Regisseur Erik Poppe. Er habe den Eindruck, dass dieses in Vergessenheit gerate und überall in Europa rechtsextreme Parteien entstünden.
Thematisch gänzlich konträr ist die Romy-SchneiderHommage „3 Tage in Quiberon“. „Ich werde weiterleben, und das erst recht.“Das schrieb Romy Schneider zur
Autorisierung unter das Interview, das sie 1981 für die Illustrierte „Stern“gegeben hatte. Ein Jahr später war sie tot. Der Film stellt das Interview nach, das während dreier Tage in einem Diäthotel an der französischen Küste entstand. Marie Bäumer ist Romy Schneider in der deutsch-österreichischfranzösischen Koproduktion. Als Romy-Doppelgängerin habe sie sich nie gesehen, sagt Bäumer: „Vielleicht ist es der erste wirkliche Spielfilm über Romy Schneider. Und jetzt kann man sie in Ruhe lassen.“