Wischen Impossible
Gedopter Russe bringt das Land auf der Watchlist in die Bredouille.
Aufgeblasene Sprinter und Schwimmer, ausgemergelte Langläufer und Radler, die locker 789 statt 50 Kilometer rennen oder 45 statt elf Alpenpässe an einem Tag überqueren könnten – gibt’s, hat es gegeben und wird es vermutlich immer geben, so lange, bis dreibeinige und vierarmige Mutanten im Spitzensport zugelassen sind, die von Geburt an einen ziemlichen Wettbewerbsvorteil haben.
Aber ein gedopter Curler? Jemand, der mit einem Besen auf dem Eis herumfuhrwerkt? Halblustig könnte man jetzt meinen: Offensichtlich hat der 25-jährige Russe Alexander Kruschelnizki zu wenig von der verbotenen Substanz Meldonium zu sich genommen, sonst hätte er im Mixed-Bewerb nicht „nur“Bronze (Achtung, Wortwitz!) erwischt.
Aber ernsthaft:
Das Herzmedikament steht seit 2016 auf der Wada-Liste, es fördert die Durchblutung und steigert die physische und mentale Belastungsfähigkeit. Der bekannteste Meldonium-Fall betraf die russische Tennisspielerin Maria Scharapowa.
Die Russen stehen
in Pyeongchang ohnehin auf der Watchlist. Wegen des systematischen Doping-Betrugs bei den Heimspielen in Sotschi 2014 war das Nationale Olympische Komitee vom IOC suspendiert worden, in Südkorea dürfen die Sportler nur unter neutraler Flagge und ohne eigene Hymne starten. Das IOC hatte nach einem Prüfverfahren einer Reihe von russischen Topstars die Olympiateilnahme verweigert.
Mit supersauberer Weste wollte man sich präsentieren, es wurde sogar ein Verhaltenskodex unterzeichnet, damit man bald wieder in die olympische Familie aufgenommen zu wird. Und dann wird ausgerechnet ein Curler überführt, der noch vor dem Öffnen der B-Probe seine Akkreditierung abgegeben hat und nach Hause gereist ist.
Russlands Curling-Trainer Sergej Belanow wies den Doping-Verdacht gegen Kruschelnizki zurück. „Es wäre dumm, das gleiche Mittel zu nehmen, das für so viel Wirbel gesorgt hat. Alexander ist nicht dumm.“
Und Kruschelnizki? Der sagte naturgemäß: „Ich weiß von nichts.“