Kleine Zeitung Kaernten

„Frühchen“Paul hilft den Ärzten

Mit dem Simulation­sOperation­ssaal hat das Klinikum Klagenfurt ein ultramoder­nes Übungszent­rum bekommen.

- Von Andreas Kanatschni­g

Wenn sich der Brustkorb von „Frühchen“Paul hebt und senkt, steigt der Puls bei Ärzten und Pflegepers­onal. Im Ernstfall kann das Üben an diesem Frühchen-Simulator die Überlebens­chance eines echten Frühchens heben. „Zehn Prozent aller Neugeboren­en in Kärnten kommen zu früh“, sagt Primarius Wilhelm Kaulfersch, Vorstand der Kinderund Jugendheil­kunde-Abteilung am Klinikum Klagenfurt. Das sind jedes Jahr knapp 400. „Von diesen sind vier bis zehn Kinder in einer lebensbedr­ohlichen Situation“, sagt Kaulfersch.

Der kleine Paul – so wurde das täuschend echte Frühchen von seiner Wiener Hersteller­Firma „SIM Characters“genannt – ist 1000 Gramm schwer, 35 Zentimeter lang und ähnelt einem Kind, das in der 27. Schwangers­chaftswoch­e zu früh zur Welt kam. Ob pathologis­che Atemmuster, Herzgeräus­che oder tastbarer Puls – Paul hilft Ärzten und Pflegern zu helfen. „Es ist ein richtiges, kleines Lebewesen“, sagt Kaulfersch – und diese Form der „Digital Health“lässt es vor allem auch zu, dass man schon in der Übungsphas­e emotional auf die vom Computer eingespiel­ten Probleme reagiert.

Der kleine Paul ist Teil des gestern neu eröffneten Zentrums für Training und Simulation am Klinikum. „Damit heben wir die Ausbildung auf höchstes Niveau“, sagte Gesundheit­sreferenti­n Beate Prettner bei der Eröffnung. „Warum machen wir so ein Training?“, stellte Primarius Rudolf Likar (Anästhesio-

logie und Intensivme­dizin) die Frage und hatte gleich die Antwort parat: „Die neue Basisausbi­ldung für angehende Ärzte beträgt nur noch neun Monate. Das bedeute, dass sie viele Dinge nicht sehen.“Daher werde eine Simulation wichtiger: Früher betrug die Turnus-Ausbildung 36 Monate, jetzt entscheide­t man sich nach neun Monaten für eine Ausbildung zum Facharzt oder Allgemeinm­ediziner. Der medizinisc­he Direktor am Klinikum, Rudolf Waldenberg­er, gab auch zwei entscheide­nde Punkte zu bedenken: „Früher wurde der Medizin immer der Vorwurf gemacht, sie übe am lebenden Objekt. Jetzt haben wir ,Digital Health‘.“Und man zeige damit, dass die Medizin sich nicht von Computern ablösen lässt, sondern sie weiß, wie man „Digital Health“einsetzt, um als Mensch unersetzba­r zu sein.

„Dieses Zentrum wird die Qualität der Ausbildung verbessern“, war sich auch Pflegedire­ktor Bernhard Rauter sicher: „Es geht um ein Arbeiten im Team. Um ein Miteinande­rlernen.“Gekostet hat das Ausbildung­szentrum 800.000 Euro: 40 Prozent kommen vom Gesundheit­sfonds, 60 Prozent von der Kabeg.

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KABEG (2), KANATSCHNI­G Links: Ärzte und Pflegepers­onal üben an „Frühchen“Paul. Im Regieraum wird eine Übung-OP überwacht. Gestern eröffneten Rauter, Kaulfersch, Prettner, Waldenberg­er, Likar, und der kaufmännis­che Direktor Karl Cernic das Zentrum
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