„Frühchen“Paul hilft den Ärzten
Mit dem SimulationsOperationssaal hat das Klinikum Klagenfurt ein ultramodernes Übungszentrum bekommen.
Wenn sich der Brustkorb von „Frühchen“Paul hebt und senkt, steigt der Puls bei Ärzten und Pflegepersonal. Im Ernstfall kann das Üben an diesem Frühchen-Simulator die Überlebenschance eines echten Frühchens heben. „Zehn Prozent aller Neugeborenen in Kärnten kommen zu früh“, sagt Primarius Wilhelm Kaulfersch, Vorstand der Kinderund Jugendheilkunde-Abteilung am Klinikum Klagenfurt. Das sind jedes Jahr knapp 400. „Von diesen sind vier bis zehn Kinder in einer lebensbedrohlichen Situation“, sagt Kaulfersch.
Der kleine Paul – so wurde das täuschend echte Frühchen von seiner Wiener HerstellerFirma „SIM Characters“genannt – ist 1000 Gramm schwer, 35 Zentimeter lang und ähnelt einem Kind, das in der 27. Schwangerschaftswoche zu früh zur Welt kam. Ob pathologische Atemmuster, Herzgeräusche oder tastbarer Puls – Paul hilft Ärzten und Pflegern zu helfen. „Es ist ein richtiges, kleines Lebewesen“, sagt Kaulfersch – und diese Form der „Digital Health“lässt es vor allem auch zu, dass man schon in der Übungsphase emotional auf die vom Computer eingespielten Probleme reagiert.
Der kleine Paul ist Teil des gestern neu eröffneten Zentrums für Training und Simulation am Klinikum. „Damit heben wir die Ausbildung auf höchstes Niveau“, sagte Gesundheitsreferentin Beate Prettner bei der Eröffnung. „Warum machen wir so ein Training?“, stellte Primarius Rudolf Likar (Anästhesio-
logie und Intensivmedizin) die Frage und hatte gleich die Antwort parat: „Die neue Basisausbildung für angehende Ärzte beträgt nur noch neun Monate. Das bedeute, dass sie viele Dinge nicht sehen.“Daher werde eine Simulation wichtiger: Früher betrug die Turnus-Ausbildung 36 Monate, jetzt entscheidet man sich nach neun Monaten für eine Ausbildung zum Facharzt oder Allgemeinmediziner. Der medizinische Direktor am Klinikum, Rudolf Waldenberger, gab auch zwei entscheidende Punkte zu bedenken: „Früher wurde der Medizin immer der Vorwurf gemacht, sie übe am lebenden Objekt. Jetzt haben wir ,Digital Health‘.“Und man zeige damit, dass die Medizin sich nicht von Computern ablösen lässt, sondern sie weiß, wie man „Digital Health“einsetzt, um als Mensch unersetzbar zu sein.
„Dieses Zentrum wird die Qualität der Ausbildung verbessern“, war sich auch Pflegedirektor Bernhard Rauter sicher: „Es geht um ein Arbeiten im Team. Um ein Miteinanderlernen.“Gekostet hat das Ausbildungszentrum 800.000 Euro: 40 Prozent kommen vom Gesundheitsfonds, 60 Prozent von der Kabeg.