Kleine Zeitung Kaernten

Verdächtig­e Kisten bei Razzia entdeckt

Sie könnten „historisch bedenklich­e Dinge“enthalten, was „nicht verboten“sei.

- Christina Traar Jahre

Die Staatsanwa­ltschaft fackelte nicht lange: Nachdem die Wochenzeit­ung „Falter“am Dienstag vom nächsten Liederbuch-Skandal in der Burschensc­haft Bruna Sudetia berichtet hatte, wurde bereits einen Tag später die Durchsuchu­ng der Räumlichke­iten veranlasst. Der Verdacht: Die Mitglieder der Burschensc­haft könnten Liederbüch­er mit stark antisemiti­schem Inhalt verwenden und damit gegen das Widerbetät­igungsgese­tz verstoßen. Drei Stunden lang durchkämmt­en die Beamten die „Bude“– und wurden fündig. Mehrere Kisten wurden beschlagna­hmt.

Was sich in diesen Kisten genau befindet, wisse man bei der Bruna Sudetia selbst nicht, erklärte der Obmann des Vereins, Herwig Götschober, bei einer kurzfristi­g einberufen­en Pressekonf­erenz. Es handle sich dabei wohl „um Nachlässe von vor Jahrzehnte­n verstorben­en Bundesbrüd­ern“. Das Material sei im zweiten Untergesch­oß der Vereinsräu­mlichkeite­n verstaut gewesen. Selbst wenn darin „historisch bedenklich­e Dinge“zu finden sind, sei deren Besitz in Österreich „nicht verboten“, betonte Werner Tomanek mehrfach. Der Strafverte­idiger, den die Burschensc­haft kurzfristi­g engagiert hatte, erklärte, dass sich bisher auch keine strafrecht­lich relevante Form der „Betätigung“gezeigt habe. Sein Mandant Götschober sei zudem „nicht verantwort­lich für etwas, das in einem Keller vor sich hin modert“. Dass Tomanek mit dem Fall beauftragt wurde, führte dieser auf seine „Erfahrung“zurück. Unter anderem vertrat der Jurist im Jahr 2010 den Holocaust-Leugner Gerd Honsik.

Dennoch wolle Götschober, der sich von seiner Tätigkeit als Presserefe­rent im Kabinett von Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) auf unbestimmt­e Zeit hatte beurlauben lassen, Verantwort­ung übernehmen. Man werde nun zwei Anwälte damit beauftrage­n, die Causa „intern aufzuarbei­ten“und eine „Firewall“zu errichten, „damit sich solche Vorfälle nicht wiederhole­n“. Er wolle sich „auch dafür entschuldi­gen, dass so etwas bis jetzt in der Art nicht erfolgt ist“. Und Götschober betonte einmal mehr: „Ich kenne eine solche Version des Liederbuch­es nicht.“

 ?? APA ?? Obmann Götschober (links) will Verantwort­ung übernehmen, Anwalt Tomanek (rechts) sieht bisher keine Form der „Betätigung“
APA Obmann Götschober (links) will Verantwort­ung übernehmen, Anwalt Tomanek (rechts) sieht bisher keine Form der „Betätigung“

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