Verdächtige Kisten bei Razzia entdeckt
Sie könnten „historisch bedenkliche Dinge“enthalten, was „nicht verboten“sei.
Die Staatsanwaltschaft fackelte nicht lange: Nachdem die Wochenzeitung „Falter“am Dienstag vom nächsten Liederbuch-Skandal in der Burschenschaft Bruna Sudetia berichtet hatte, wurde bereits einen Tag später die Durchsuchung der Räumlichkeiten veranlasst. Der Verdacht: Die Mitglieder der Burschenschaft könnten Liederbücher mit stark antisemitischem Inhalt verwenden und damit gegen das Widerbetätigungsgesetz verstoßen. Drei Stunden lang durchkämmten die Beamten die „Bude“– und wurden fündig. Mehrere Kisten wurden beschlagnahmt.
Was sich in diesen Kisten genau befindet, wisse man bei der Bruna Sudetia selbst nicht, erklärte der Obmann des Vereins, Herwig Götschober, bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Es handle sich dabei wohl „um Nachlässe von vor Jahrzehnten verstorbenen Bundesbrüdern“. Das Material sei im zweiten Untergeschoß der Vereinsräumlichkeiten verstaut gewesen. Selbst wenn darin „historisch bedenkliche Dinge“zu finden sind, sei deren Besitz in Österreich „nicht verboten“, betonte Werner Tomanek mehrfach. Der Strafverteidiger, den die Burschenschaft kurzfristig engagiert hatte, erklärte, dass sich bisher auch keine strafrechtlich relevante Form der „Betätigung“gezeigt habe. Sein Mandant Götschober sei zudem „nicht verantwortlich für etwas, das in einem Keller vor sich hin modert“. Dass Tomanek mit dem Fall beauftragt wurde, führte dieser auf seine „Erfahrung“zurück. Unter anderem vertrat der Jurist im Jahr 2010 den Holocaust-Leugner Gerd Honsik.
Dennoch wolle Götschober, der sich von seiner Tätigkeit als Pressereferent im Kabinett von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) auf unbestimmte Zeit hatte beurlauben lassen, Verantwortung übernehmen. Man werde nun zwei Anwälte damit beauftragen, die Causa „intern aufzuarbeiten“und eine „Firewall“zu errichten, „damit sich solche Vorfälle nicht wiederholen“. Er wolle sich „auch dafür entschuldigen, dass so etwas bis jetzt in der Art nicht erfolgt ist“. Und Götschober betonte einmal mehr: „Ich kenne eine solche Version des Liederbuches nicht.“