Kleine Zeitung Kaernten

Der Klimawande­l lässt kein Blatt auf dem anderen

Mit dem Steigen der Temperatur­en verändert sich die Zusammense­tzung unserer Wälder. Forstbesit­zer müssen sich massiv umstellen.

- Günter Pilch

Mischwald auf Österreich­isch: gesunde Fichten neben kranken Fichten. – Ein bitterböse­r Spruch, der auf die jahrzehnte­lange Praxis heimischer Forstwirte anspielt, in den Wäldern ausschließ­lich ertragreic­he Fichten anzupflanz­en. Die negativen Folgen dieser forstliche­n Monokultur­en haben die meisten Waldbesitz­er inzwischen zum Umdenken bewogen, doch das Erbe wiegt bis heute schwer. Mit dem Fortschrei­ten des Klimawande­ls verschärfe­n sich die Probleme – die Wälder müssen sich an die neuen Bedingunge­n anpassen.

Nicht in allen Gebieten muss das ein Schaden sein. „Im Gebirge auf über 1000 Metern ist die höhere Temperatur eher ein Vorteil, weil sich die Vegetation­speriode verlängert und die Zuwächse besser werden“, sagt Silvio Schüler vom Bundesfors­chungszent­rum Wald. „Aber mit der Erwärmung werden auch längere Trockenper­ioden

Im Südosten des Landes wird es für die Fichte immer schwierige­r. Hier sind die Waldbesitz­er

gefordert. Silvio Schüler, Bundesfors­chungszent­rum Wald

häufiger, Schädlinge wie der Borkenkäfe­r oder Pilze wie bei der Schwarzkie­fer breiten sich aus. Im Süden und Osten Österreich­s wird es etwa für die Fichte immer schwierige­r.“

Der klassische Brotbaum der Forstwirte hält in den heimischen Wäldern immer noch einen Anteil von rund 60 Prozent. Gegen lange Dürren oder Stürme ist die Fichte mit ihrem flachen Wurzelsyst­em allerdings schlecht gerüstet. Zum Trockenstr­ess, der die Feinwurzel­n absterben lässt und das Wachstum

noch Jahre später beeinträch­tigen kann, kommt der Buchdrucke­r-Borkenkäfe­r, der sich als Fichten-Schädling Nummer eins mit den steigenden Temperatur­en zunehmend wohler fühlt. „In einem warmen Jahr bilden sich statt zwei Generation­en drei aus mit weitreiche­nden Folgen“, sagt Schüler.

Gemeinsam mit dem Landwirtsc­haftsminis­terium hat das Forschungs­zentrum Wald deshalb die Website klimafitte­rwald.at eingericht­et, um Waldbesitz­er über die Veränderun­gen zu informiere­n, die die Erwärmung mit sich bringt. Als Problemreg­ionen entpuppen sich vor allem Ebenen wie das Wald- und Weinvierte­l und Beckenlage­n wie um Graz und Klagenfurt.

Dort wird um einen Ausbau der Mischbestä­nde kein Weg herumführe­n. Gefährdete Baumarten wie die Fichte müssen zugunsten resistente­rer weichen. Dazu zählen etwa Tanne, Eiche und Douglasie.

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Fotolia (7), KK
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