Kleine Zeitung Kaernten

Der schwere Abschied von der besten Freundin

Susanne Preusker hat vor ihrem eignen Tod über das Ende des Lebens geschriebe­n.

- Ingo Hasewend

Es waren sieben Stunden im April 2009, die das Leben von Susanne Preusker für immer verändern und sie zudem weit über ihren Wirkungskr­eis in der Justizvoll­zugsanstal­t Straubing bekannt machen sollten. Ein verurteilt­er Frauenmörd­er hatte die bayerische Gefängnisp­sychologin als Geisel genommen und sie über Stunden hinweg vergewalti­gt. Sie kannte ihn gut, erlaubte ihm, in ihrer Gegenwart in ihrem Büro zu telefonier­en, immerhin hatte Preusker ihn über vier Jahre hinweg sozialther­apeutisch behandelt. Über ihre Höllenqual­en und was dies für ihr Leben über diesen Tag hinaus bedeutete, schrieb sie das Buch „Sieben Stunden im April“, mit dem sie berühmt wurde. Es wurde zum Auftakt einer Reihe von Büchern, die sie schrieb, nachdem sie sich entschiede­n hatte, nie wieder in ihrem bisherigen Beruf zu arbeiten. Es war auch der Beginn einer Aufarbeitu­ng ihres Traumas, über das sie in zahlreiche­n Talkshows und Interviews sprach. Am vorigen Wochenende gaben ihr Verlag Patmos, ihr Mann sowie ihr Sohn bekannt, dass die 58-jährige Autorin ihrem Leben ein Ende gesetzt hatte. Dabei hatte sie noch vor nicht allzu langer Zeit im Interview gesagt, sie werde nun wieder in ein Flugzeug steigen und fliegen. Der Kampf gegen geschlosse­ne Türen schien gewonnen.

Unter diesem Eindruck liest sich ihr letztes Buch, das kurz vor ihrem Freitod erschien, noch bedrückend­er. „Ich schreib die einfach weiter“ist ein Zeugnis eines Abschieds einer guten Freundin. Tine ist Anfang 50, als sie der längst besiegt geglaubte Krebs wieder einholt. Ihre Freundin Gabi begleitet sie auf dem letzten Weg. Susanne Preusker erzählt diese wahre Geschichte entlang von SMS-Nachrichte­n, die sie von ihrer Freundin Gabi zur Verfügung gestellt bekommt – samt dazugehöri­ger Geschichte, die sie drum herumerzäh­lt. „Pilze kann man nicht suchen, Pilze kann man nur finden“, heißt ihr erster Satz und es ist ein roter Faden für das gesamte Buch – vielleicht auch für ihr eigenes Leben. Und ganz am Ende schreibt sie: „Menschen hinterlass­en Spuren“– Susanne Preusker hat es nicht nur mit diesem Buch sehr nachdrückl­ich getan.

 ??  ?? Susanne Preusker. Ich schreibe dir einfach weiter – SMS eines Abschieds. Patmos, 106 Seiten, 16 Euro.
Susanne Preusker. Ich schreibe dir einfach weiter – SMS eines Abschieds. Patmos, 106 Seiten, 16 Euro.

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