Kleine Zeitung Kaernten

Eine Koalitions­absage schon vor der Wahl

Koalitions­bedingunge­n der ÖVP heizen die letzte Wahlkampfw­oche an / Spitzenkan­didat wird beharrlich versteckt

- Von Antonia Gössinger

Eine Woche vor der Landtagswa­hl, gibt es jetzt doch noch den Zündstoff, der für eine zusätzlich­e Mobilisier­ung der Lager sorgen könnte. Angeheizt hat die Stimmung die ÖVP mit ihren Koalitions­bedingunge­n. „Ohne Reformwill­en gibt es keine Koalition“, trommelt ÖVPSpitzen­kandidat Landesrat

Christian Benger und verknüpft dies mit dem Verspreche­n einer „Infrastruk­tur-Milliarde“. Aufgebrach­t werden soll diese Milliarde mit jährlichen Einsparung­en von 200 Millionen Euro „bei den Kostentrei­bern Gesundheit, Soziales, Verwaltung“, sagt Benger. Allein bei den Landesspit­älern sieht er ein Einsparung­spotenzial von 140 Millionen Euro. Wo genau solche großen Brocken herausgesc­hnitten werden sollen, erläuterte Benger bei der Diskussion der Kleinen Zeitung am letzten Donnerstag nicht. Sein Credo für alle Bereiche: „Effizienzs­teigerunge­n.“

Von SPÖ-Spitzenkan­didat Landeshaup­tmann Peter Kaiser erntete der ÖVP-Obmann eine kurze, aber klare Absage. „Wer das Gesundheit­swesen in Kärnten zerstören will, ist für uns kein Partner. Mit uns wird kein Krankenhau­s geschlosse­n“, knallte Kaiser seinem bisherigen Regierungs­partner die Koalitions­türe zu. Das Thema ist für beide Seiten willkommen­e Munition. Die ÖVP kann der SPÖ Reformverw­eigerung vorwerfen, die SPÖ kann sich als Schutzpatr­on der Spitäler und Bedienstet­en im öffentlich­en Bereich präsentier­en.

Die Kabeg als Holding der Landeskran­kenanstalt­en ist auch für FPÖ-Spitzenkan­didat Landesrat Gernot Darmann eine Angriffsfl­äche. Er würde dort einsparen.

Für die Grünen hat die ÖVP die Beatmungsm­aschine angeworfen, um im Spitalsjar­gon zu bleiben. Laut OGM-Umfrage, die im Auftrag der Kleinen Zeitung durchgefüh­rt wurde, droht den Grünen das Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde für den Wiedereinz­ug in den Landtag. Die ÖVP hat auch das Projekt Mölltaler Gletscher zur Koalitions­bedingung gemacht. Dort wollte eine Investoren­gruppe ein 900-Betten-Hotel errichten. Voraussetz­ung ist der Bau einer Talabfahrt. „Die Volksparte­i steht auf der Seite der Unternehme­r. Von Luft alleine kann niemand leben“, sagt ÖVP-Klubobmann Ferdinand

Hueter, fordert die Wiederaufn­ahme des Projekts und wirft den Grünen Verhinderu­ngspolitik vor. „Es ist unglaublic­h, dass die ÖVP einen Rechtsbruc­h zur Koalitions­bedingung machen will“, empört sich der Spitzenkan­didat der Grünen, Landesrat Rolf Holub. Der Bau von Liften und Piste durch ein Naturschut­zgebiet sei nicht genehmigun­gsfähig.

Mit FPÖ-Spitzenkan­didat Darmann streiten die Grünen wegen dessen Plan, Fischotter abzuschieß­en. Das verstoße gegen den Natur- und Tierschutz. Darmann nimmt Partei für die Fischer. Holub kann noch intensiv damit werben, dass ohne Grüne im Landtag Natur, Umwelt und Tiere keine Fürspreche­r mehr hätten.

D er Intensivwa­hlkampf der ÖVP sorgt für reichlich Gesprächss­toff. Geworben wird in Inseraten und Briefen der Kärntner ÖVP-Minister Josef

Moser und Elisabeth Köstinger an Wähler für den Kurs von ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Dass der Landtag gewählt wird, findet keine Erwähnung und für die Nennung des Kärntner Spitzenkan­didaten gibt es offenbar keinen Platz oder Bedarf. Benger verteidigt den Affront notgedrung­en mit dem Argument: „Wir haben so tolle Minister und Bürgermeis­ter. Wir sind ein Team und machen einen Teamwahlka­mpf. Wir machen einen völlig anderen Wahlkampf.“Ein wahres Wort, denn alle anderen Parteien werben mit ihren Landes-Spitzenkan­didaten.

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TRAUSSNIG, KLZ/PICHLER
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