Kleine Zeitung Kaernten

„Das wäre schon heuer möglich“

Bernhard Felderer, Chef des Fiskalrats, meint, ein Nulldefizi­t wäre 2018 geboten.

- Interview: Michael Jungwirth

Die Regierung verkündet triumphier­end, dass sie im nächsten Jahr erstmals seit 1954 ein Nulldefizi­t einfährt. Wie sehr ist es Eigenleist­ung? Oder surft man einfach auf der Konjunktur­welle mit?

BERNHARD FELDERER: Man kann das nicht so genau trennen. Ohne Konjunktur wäre es ein bisschen schwierige­r. Wir haben ein sehr gutes Wachstum. Im Prinzip wäre es heuer schon möglich. Es wäre eigentlich geboten. Ich bin schon gespannt auf das Budget. Trotz Ausgabenfl­ut scheint man es im Griff zu haben. Wenn man mehr getan hätte, hätten wir schon 2018 ein Nulldefizi­t geschafft.

Warum ist es nicht so? Wegen der vier Landtagswa­hlen?

Es sind im letzten Jahr viele Ausgaben beschlosse­n worden, die man nicht einfach zurückdreh­en kann. Alleine die Beschlüsse wenige Tage vor der Nationalra­tswahl kosten eine halbe Milliarde.

Die Regierung ist mit dem Schlagwort „Zeit für Neues“angetreten. Sehen Sie irgendwo, dass die budgetären Spielräume durch Strukturma­ßnahmen geschaffen werden?

In den Reden ist viel davon die Rede, aber man muss zuerst das Budget sehen. Natürlich kann eine Regierung, was sie im Wahlkampf verspricht, nicht gleich im ersten Jahr realisiere­n. Die Erwartunge­n sind aber hoch.

Bedürfen strukturel­le Maßnahmen anderersei­ts nicht einer gewissen Vorlaufzei­t?

Das ist unserer Schwäche. Wir waren konjunktur­ell im letzten Jahr Musterschü­ler. Wir hatten ein hohes Wachstum, eine geringe Verschuldu­ng, die Schulden sind abgebaut worden, aber es war alles kurzfristi­g. Die langfristi­gen Probleme, die wir zur Genüge kennen, sind geblieben: das BundLänder-Problem, die Steuerstru­ktur, der Kostendruc­k bei Gesundheit und Pflege. Wir müssen schauen, dass wir die Leistungen aufrechter­halten können, ohne dass die Kosten explodiere­n.

Ohne Strukturre­formen geht nichts?

Nach wie vor klebt an der Regierung das Verspreche­n, mehrere Strukturre­formen anzugehen. Ohne solche Maßnahmen wird sie nicht auskommen, daran wird sie auch gemessen werden.

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Koalition weckt hohe Erwartunge­n: Felderer

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