Kleine Zeitung Kaernten

Diesmal ist nicht Kärnten der wilde Süden

- Kathrin Stainer-Hämmerle lehrt Politikwis­senschaft an der Fachhochsc­hule Kärnten

Dieses Wochenende blickt ganz Österreich in sein südlichste­s Bundesland. Doch Kärnten wird wohl trotz Landtagswa­hl seinem Ruf nicht gerecht werden. Kein politische­r Umsturz ist zu erwarten, kein Skandal dominierte den Wahlkampf, wenig Emotion befeuerte die Diskussion­en der Spitzenkan­didaten. Wie eine letzte Verzweiflu­ngstat erscheint der Versuch Gernot Darmanns (FPÖ), der SPÖ durch Personalsp­ekulatione­n rund um deren Zugpferd Landeshaup­tmann Peter Kaiser zu schaden. Sollte dies das einzige politische Foul bleiben, wäre Kärnten rasch zum Vorzeigebu­ndesland für politische Kultur aufgerückt. Dem Land im bisher wilden Süden tut dies gut.

Denn Spektakel und Hypotheken lieferte Kärnten in den letzten Jahrzehnte­n ausreichen­d. Man erinnere sich allein an die letzten beiden Landtagswa­hlen: 2009 die Jörg-Haider-Gedenkvera­nstaltung mit einer beinahe Absoluten für seinen Wahlverein BZÖ und vier Jahre später der größte Absturz einer Partei. Bei den Kärntner Wählern haben sich schon viele verschätzt.

In Zukunft wird es ohne Proporzreg­ierung zumindest leichter sein, Regierungs­verantwort­ung und Opposition­skontrolle auseinande­rzuhalten. Das unerträgli­che gegenseiti­ge Schuldzusc­hieben wie bei den Hyposchuld­en hätte endlich ein Ende. Was die Verfassung­sreform aber auch zurückbrin­gen könnte, ist eine Alleinregi­erung der SPÖ bzw. eine blauschwar­ze Koalition. Das hängt vor allem vom Abschneide­n der kleinen Parteien ab. Sollten sie an der Fünf-Prozent-Hürde und der konservati­ven Wählerstru­ktur scheitern, könnten alte Konflikte und Muster zwischen den politische­n Lagern wieder aufbrechen und das Land lähmen.

D och diesen Sonntag beginnt der wilde Süden und das Comeback des Populismus erst hinter Kärnten. Italien wählt ein neues Parlament und entscheide­t damit auch über die finanziell­e Stabilität des Euro. Wenn dann noch die Schweizer der Abschaffun­g der Rundfunkge­bühren zustimmen, könnte dies in einem Dominoeffe­kt auch auf unsere Demokratie Auswirkung­en haben. Die Kärntner träfe aber diesmal keine Schuld.

„Die Wahlen in Italien und die Abschaffun­g der Rundfunkge­bühr in der Schweiz könntensic­hauch auf unsere Demokratie auswirken.“

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Kathrin Stainer-Hämmerle über den bevorstehe­nden Wahlsonnta­g in Kärnten und in Italien

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