Bawag zieht sich früher aus Postfilialen zurück
Die Bawag verdient sehr gut und zahlt für die schnellere Scheidung 110 Millionen Euro.
Es dürfte für die nun spätestens Ende 2019 getrennten Partner Bawag und Post das Beste sein: Geld statt Streit. 110 Millionen Euro überweist die Bawag der Post, um den Vertrag ein Jahr früher aufzulösen.
Die Bawag, seit Herbst in Wien an der Börse notiert, verstärkt damit das Bild des expansiven Geldinstituts, das seine Vergangenheit endgültig abstreift. Unter dem Strich verdiente die Bank 466,6 Millionen Euro, 1,4 Prozent weniger als 2016. Vorstandschef Anas Abuzaakouk sprach dennoch von einem außergewöhnlich positiven Jahr, weil der Vorsteuergewinn um zwölf Prozent auf 517 Millionen Euro zulegte – ein neuer Rekordwert. Die 2017 gestartete Expansion durch die Zukäufe von PayLife (Kreditkarten) und der Südwestbank in Stuttgart zahlten sich bereits aus. 230 Millionen Euro des Vorsteuergewinns steuerten die Neuzugänge bei. Die Easygroup füllte die Kasse mit 126 Millionen, plus 46 Prozent.
Deutschland hat die Bawag für seine geplante Expansion besonders im Visier. Maßgeblich soll dazu auch die Übernah- me der Deutscher Ring Bausparkasse beitragen. In Österreich wird das Filialnetz durch den Deal mit der Post nun schneller auf rund 100 Standorte verkleinert. Offiziell gibt es 425 Standorte mit der Post, tatsächlich hat die Bawag sich schon aus 200 zurückgezogen.
74 Filialen gehen der Post durch die Trennung verloren. Ersatz ist geplant, möglicherweise auch mit Postpartnern. Die Post ist nun ihrerseits auf der Suche nach einem neuen Partner für Finanzdienstleistungen. Die 110 Millionen Euro dürften das erleichtern. Wer künftig mit der Post Finanzprodukte anbietet, soll noch heuer feststehen.
Die Bawag verspricht bis 2020 mindestens fünf Prozent mehr Vorsteuergewinn jährlich. Konkret soll er in drei Jahren mehr als 600 Millionen Euro betragen. Aus dem Nettogewinn 2017 bekommen die Aktionäre für das vierte Quartal 58 Cent Dividende je Aktie, das sind in Summe 51,6 Millionen Euro. Als „Incentives“(Boni) für die Bawag-Führungsriege wurden in der Bilanz 55 Millionen Euro dotiert.