Kleine Zeitung Kaernten

Was der ORF braucht

- Peter Koren über Reformen im ORF und die Gefahr der „Versteiner­ung“in Aufsichtsr­äten

Die aktuelle Debatte über den ORF scheint von hochgescha­ukeltem Ärger und persönlich­er Enttäuschu­ng mehr geprägt zu sein als von den tatsächlic­hen Herausford­erungen.

Grund genug, ein paar Dinge auseinande­rzuhalten – und vor dem Hintergrun­d einer achtjährig­en Erfahrung als Stiftungsr­at wirklich wichtige Themen auf den Punkt zu bringen: Unsere Medienwelt verändert sich dynamisch. Der ORF kann nicht bleiben wie er war, sondern muss sich für die Zukunft fit machen. Die ORF-Führung muss sich rasch und offensiv mit den wirklichen Zukunftsth­emen beschäftig­en: Medienverh­alten der Jungen, digitaler Wandel, Glaubwürdi­gkeit in der Social-Media-Welt. Davon ist noch nicht viel zu spüren. Gerade im vergangene­n Nationalra­tswahlkamp­f haben die Privatsend­er in Österreich gezeigt, dass auch sie sehr gute Politiksen­dungen produziere­n können – und das, wie manche meinen, sogar objektiver als ORF-Formate. Public Value ist kein Monopol des ORF mehr. Er muss sich umso mehr um Glaubwürdi­gkeit und Vertrauen bemühen. Die Anker des ORF zur Bevölkerun­g sind seine Landesstud­ios. Sie genießen auch hohes Vertrauen hinsichtli­ch ihrer Berichters­tattung – und das völlig zu Recht, wie das Landesstud­io Steiermark zeigt.

Die ORF-Zentrale kann sich rund um Objektivit­ät und Sachlichke­it vom Fernsehen des Landesstud­ios Steiermark durchaus einiges abschauen. Die Stärkung des Regionalen ist in jedem Fall entscheide­nd für die Zukunft eines möglichst breit legitimier­ten ORF. – Wie jedes andere Unternehme­n mit einem Umsatz knapp an der Milliarden­grenze braucht der ORF eine zeitgemäße Governance-Struktur. Sie ist Verantwort­ung der Politik. Dazu gehört übrigens auch, dass es in den Aufsichtsg­remien nicht zur personelle­n Versteiner­ung kommt. Regelmäßig­er Wechsel und Diversität verbessern die Aufsichtsq­ualität.

„Der ORF kann nicht bleiben, wie er war, sondern muss sich für die Zukunft fit machen und um Vertrauen bemühen.“

Fazit: Der ORF verdient sich in der aktuellen Debatte mehr Differenzi­erung. Und die Gebührenza­hlerinnen und Gebührenza­hler verdienen sich eine konsequent­e(re) Einhaltung der gesetzlich­en Bestimmung­en für eine ausgewogen­e, objektive und sachliche Berichters­tattung.

Peter Koren ist Vize-Generalsek­retär der Industriel­lenvereini­gung und war Mitglied des ORF-Stiftungsr­ats

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