Kleine Zeitung Kaernten

| Weltmächte in Bombenstim­mung: Nina Koren über das Ende der Abrüstung.

Trump will mit rascher einsetzbar­en Atomwaffen die Welt sicherer machen. Putin trumpft mit neuen Nuklearwaf­fen auf. Abrüstung als Ziel ist offenbar Geschichte.

- Von Nina Koren nina.koren@kleinezeit­ung.at

Make America great again“– „Machen wir Amerika wieder groß“– das war Donald Trumps Wahlkampfm­otto, mit dem er die Stimmbürge­r davon überzeugte, ihn trotz Mangels an politische­r Erfahrung ins Weiße Haus zu wählen. Wladimir Putins gestriger Auftritt vor dem Wahlvolk lässt eine ähnliche Strategie erkennen, mit anderen Vorzeichen: „Russia is great again“– Russland ist wieder Großmacht. Das war wohl die Kernbotsch­aft seiner Rede an die Nation, in der er damit prahlte, über die größten, stärksten, über „unverwundb­are“Nuklearwaf­fen zu verfügen. Der Vollständi­gkeit halber sei angemerkt, dass Putin, immerhin seit 18 Jahren im Amt, schon lange vor Trump mit dem Großmachtv­ersprechen die Bürger hinter sich scharte.

Experten sind sich uneins, wie weit das neue russische Atomwaffen­programm gediehen ist. Nicht alles, was verkündet wird, ist auch zwingend einsatzber­eit. Hat Russlands Militärtec­hnik tatsächlic­h so weit aufgeholt? Oder trägt Putin angesichts der Präsidente­nwahl in drei Wochen etwas dicker auf? Doch selbst, wenn der KremlChef blufft: Dass er offen mit übermächti­gen Atomwaffen protzt, ist nicht nur neu, sondern auch eine Drohgebärd­e, die Angst macht. Und das soll sie wohl auch.

Dabei kann man sie ihm nicht einmal verdenken. Erst Anfang Februar hatte Trump die neue US-Nuklearstr­ategie verkündet – und die Anschaffun­g von sogenannte­n „Mini-Nukes“angekündig­t.

Mini sind diese nicht wirklich: Als klein gelten Atomwaffen heute mit einer Sprengkraf­t von weniger als 20 Kilotonnen. Darunter fällt auch die Atombombe, die die USA 1945 über Hiroshima einsetzten. Durch die Explosion und die Spätfolgen der Strahlung wurden Schätzunge­n zufolge mehr als 100.000 Menschen getötet.

Dass die Mini-Nukes kleiner sind und ihre Zerstörung­skraft leichter eingrenzba­r ist, macht sie auch gefährlich­er – weil sie leichter einsetzbar sind. Zudem hat sich Trump für den Fall einer Bedrohung der USA explizit die Möglichkei­t eines Erstschlag­es vorbehalte­n. Putin sprach gestern zumindest „nur“von der Option eines russischen Gegenschla­ges.

Die Konfrontat­ion in Syrien, die mutmaßlich­en Cyber-Angriffe russischer Hacker, das Tauziehen um die Ukraine mit kontinuier­licher Aufrüstung beider Seiten: Das Verhältnis zwischen den USA und Russland ist auf einem neuen Tiefpunkt.

Dass sich die Lage in den nächsten Jahren entspannt, ist nicht sehr wahrschein­lich. Die Hoffnung auf eine Annäherung zwischen Putin und Trump hat sich mit der mutmaßlich­en Wahlkampfh­ilfe Russlands für Trump und den Ermittlung­en in Washington zerschlage­n. Und auch Putin legt mehr Wert darauf, Stärke zu demonstrie­ren, als einzulenke­n.

Das atomare Wettrüsten zwischen Ost und West ist zurück. Abrüstung, so scheint es, hat im Jahr 2018 ausgedient. Zivilisato­rischer Fortschrit­t sieht anders aus.

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