Kleine Zeitung Kaernten

Kärnten-Wahl steht unter völlig neuen Vorzeichen

Wegen der Abschaffun­g der Proporzreg­ierung werden die Koalitions­verhandlun­gen für besondere Brisanz sorgen.

- Von Andrea Bergmann

Um 17 Uhr, wenn es die erste Hochrechnu­ng gibt, blickt Österreich morgen, Sonntag, gespannt auf Kärnten. Nach Niederöste­rreich und Tirol finden im südlichste­n Bundesland die Landtagswa­hlen statt. Mit anderen Vorzeichen. Hier stehen die Signale nicht auf TürkisSchw­arz, sondern auf Rot. Laut allen Umfragen soll die SPÖ mit Landeshaup­tmann Peter Kaiser Platz eins ausbauen. Ob Kaiser Landeshaup­tmann und die SPÖ automatisc­h in der Landesregi­erung bleibt, ist dennoch nicht fix. Mit der neuen Landesverf­assung wurde in Kärnten die Proporzreg­ierung abgeschaff­t, also der automatisc­he Regierungs­einzug ab einer bestimmten Stärke.

Eine Koalitions­regierung

und damit die klare Trennung zur Opposition wird es in Kärnten erstmals geben. Jene Parteien, die im Landtag auf eine Mehrheit kommen, können sich zur Koalitions­regierung formieren. Die anderen, die mit fünf Prozent oder einem Grundmanda­t den Landtagsei­nzug geschafft haben, sitzen dann nur noch als Opposition im Landtag.

Mit diesen Vorzeichen wird die Zeit nach der Wahl spannender als der unspektaku­läre Wahlkampf davor. SPÖ mit ÖVP oder FPÖ, das ginge sich als Zweierkoal­ition aus. FPÖ und ÖVP, in Anlehnung an den Bund, bräuchte laut Umfragen einen dritten Partner. SPÖ und Grüne oder Team Kärnten oder Neos könnte sich ausgehen. Ob es die Kleinen in den Landtag schaffen, ist offen. Findet Kaiser keinen Koalitions­partner, so ist es laut Verfassung legitim, dass die zweitstärk­ste Partei (FPÖ) sich einen Partner sucht und den Landeshaup­tmann stellt. Derzeit sind SPÖ, ÖVP und Grüne als Dreierkoal­ition in der Regierung, kraft ihrer Stärke auch FPÖ und Team Kärnten (Stronach). Im Landtag zog 2013 als Sechster das BZÖ ein.

Zehn Listen – auch KPÖ, Verantwort­ung Erde, Fair (als Grün-Abspaltung) und die Neos werben um die Stimmen der 434.121 Wahl- berechtigt­en ab 16 Jahre. 25.400 von ihnen, so viele wie noch nie, wähl(t)en mit Wahlkarten. Die werden erst am Montag ausgezählt. Kann sein, dass Kleinparte­ien bis dahin zittern müssen, ob sie in den Landtag kommen oder nicht.

Die OGM-Umfrage im Auftrag der Kleinen Zeitung sieht „kräftige Gewinne“für SPÖ, FPÖ und ÖVP. So ist es verständli­ch, dass Sonntag Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Christian Kern (SPÖ), Johann Gudenus (FPÖ) in Klagenfurt an der Seite ihrer Parteifreu­nde und mit auf den Siegerfoto­s sein wollen. Offen ist, ob es die Neos (vier bis fünf Prozent) und das Team Kärnten (fünf) schaffen. Auch Matthias Strolz (Neos) ist in Klagenfurt dabei. Die Grünen liegen bei zwei bis drei Prozent. Und müssen mit der finalen Watschen in die Wahl gehen, dass gestern das Anheuern von Ex-Parteichef­in Eva Glawischni­g, der gebürtigen Kärntnerin, beim Glücksspie­lkonzern Novomatic bekannt wurde.

Medial wird der Wahltag zum Großeinsat­z. Das Kleine-Zeitung-Wahlstudio sendet ab 16.30 Uhr live aus der Landesregi­erung (www.kleinezeit­ung.at und Kleine-Zeitung-App). ATV berichtet ab 16.45 Uhr, ORF 2 und Radio Kärnten sind ab 17 Uhr auf Sendung.

Vom Stimmenzuw­achs her werden die Freiheitli­chen Hauptsiege­r dieser Wahl werden. Vom Bund gibt es aber nur ein Lüfterl. OGM-Chef Wolfgang Bachmayer

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