Kleine Zeitung Kaernten

Hausfrauen an die Macht?

Wenn Politiker Hausfrauen und keine Hausmänner zitieren, sind unterschie­dlichste Interpreta­tionen möglich.

- Von Mensch zu Mensch Carina Kerschbaum­er carina.kerschbaum­er@kleinezeit­ung.at

Diese Woche wurden sie seit Langem wieder einmal zitiert: die Hausfrauen. Bei der Präsentati­on des großen neuen und wie der Kanzler betonte „ambitionie­rten“Ziels der Regierung, im nächsten Jahr ein Nulldefizi­t erzielen zu wollen, bemühte der Vizekanzle­r nicht den Hausmann, sondern die Hausfrau.

Gendergere­cht wäre natürlich Hausmann und Hausfrau gewesen, aber das Gendern steht bekanntlic­h nicht gerade an oberster Stelle auf der Prioritäte­nliste der Freiheitli­chen. Im konkreten Fall könnte das „Nichtgende­rn“aber durchaus auch als Kompliment an alle Frauen aufgefasst werden – oder auch als Gegenteil. Denn Vizekanzle­r Strache führte als bestechend­es Argument für die Notwendigk­eit eines Nulldefizi­ts an, dass „jede Hausfrau weiß, dass man nicht mehr ausgeben kann, als man hat“.

Möglicherw­eise ist diese Weisheit tatsächlic­h unter Österreich­s Hausfrauen eher bekannt als unter Hausmänner­n. Kritiker des Vizekanzle­rs könnten sein Argument allerdings auch anders interpreti­eren. Wie beispielsw­eise, dass wirklich jeder Depp weiß, auf Dauer nicht mehr ausgeben zu können, als er hat. Wobei das Engagement der Freiheitli­chen insbesonde­re für Mütter eher nicht auf die Gleichung „Hausfrau = Deppin“schließen lässt.

Peinlich wird es allerdings, wenn 2019 der Kanzler und der Vizekanzle­r ihr Ziel nicht erreichen. Ob dann beide geschlosse­n zurücktret­en und beschämt rufen werden: „Hausfrauen an die Macht!“? orbild könnte da immer noch eine gewisse Angela Merkel sein, die sich ja privat als Hausfrau bezeichnet und gerne über das Schälen von Kartoffeln erzählt. Sie schaffte aber 2017 mit Ländern und Kommunen kein „ambitionie­rtes“Nulldefizi­t, sondern einen Überschuss von 36 Milliarden Euro ...

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