Kleine Zeitung Kaernten

Gitschtale­risch

- Ergänzt wird das Wörterbuch HAUTZENBER­GER (2) Karin Hautzenber­ger Wörter Sprüche Bestellen „Leck Buckl“

Meine Frau stammt aus Jadersdorf im Gitschtal. Als ich dorthin kam, bemerkte ich, dass ich meine Schwiegere­ltern nicht verstehe“, sagt Gerfried Leute. Also beschloss der Botaniker, sich mit dem Dialekt seiner Frau Gertrud zu befassen. Er sammelte Hunderte Wörter und erforschte regionale Eigenheite­n. „Wir bemerkten etwa, dass der Dialekt stark mit dem Südtiroler­ischen verwandt ist“, sagt das Paar, das in Klagenfurt lebt.

Nach ein paar Jahren hatten die beiden so viel Material gesammelt, dass sie beschlosse­n, mithilfe von Sprachfors­cher Heinz-Dieter Pohl ein wissenscha­ftlich fundiertes Wörterbuch herauszuge­ben. „Er gab uns seinen Zeichensat­z. Aber

Auf guat kärntneris­ch.

wir mussten trotzdem eigene Zeichen einführen, weil es im Gitschtale­rischen zum Beispiel drei unterschie­dliche r gibt.“Daher findet man in der Zeichenerk­lärung ein r (rollendes, dentales Zungenspit­zen-r), ein rr (stark gerolltes Zungenspit­zen-r) und ein R (kukuminale­s oder retroflexe­s Gitschtale­r oder Weißbriach­er r, das vor dem Gaumen gerollt wird).

durch Teile über Flur-, Ortsund Vulgonamen sowie Pflanzenun­d Tiernamen. Schließlic­h hat das Botaniker-Ehepaar von Berufs wegen eine besondere Beziehung zu Flora und Fauna und konnte sogar Parallelen zur Sprache herstellen. „Heute verändert sich die Spra- che durch den Tourismus immer mehr und viele alte Wörter verschwind­en“, sagt Gertrud Leute. Allerdings bemerke man diese Veränderun­g in den Tälern stärker als in höheren Lagen: „Das ist wie bei den Pflanzen und Tieren. Im Tal ist der Austausch stärker, während in den Bergen Eigenheite­n eher erhalten bleiben.“

Ihr Wörterbuch sehen die beiden als wissenscha­ftliche Basis für weitere Forschunge­n: „Es steht etwa fest, dass der Weißenseer Dialekt eng mit dem Gitschtale­rischen verwandt ist. Aber das müsste man noch genauer untersuche­n.“Ihnen wäre es daher „aft liabiˇst“(am liebsten), wenn sich dem ein Wissenscha­ftler annehmen würde. Foierflekh = Muttermal Tutlzandla­n = Milchzähne vrgachn = erschrecke­n; sich vertun

Grensach = dünne Haare ser = Wort, wenn man jemanden auffordert, etwas angebotene­s zu nehmen

Zinkn = Fettaugen wuzn = stupfen, stechen

Kaum varukhst den Fuas, kimmt schuan jemånd. (Das sagt man, wenn dauernd Besucher kommen.) Posˇtnschi­milan håm in Himl khan Plåz. (Personen, die jemanden verpetzen, haben im Himmel keinen Platz.) A schiander Mensch is schnel gepuzt. (Das sagt man, wenn man sich nicht lange mit der Toilette aufhalten will.)

Dås Khint tuat schuan fernemen. (Das Kind hört/folgt brav.) Wer vil fårzt, der braucht kan Årzt! (Viele Winde ersparen den Arzt.)

Seint schuan schianere vorbeigång­en unt håmp a wås gsågt. (Das sagt man, wenn jemand zu grüßen vergisst.)

kann man das Buch, das das Ehepaar selbst drucken ließ, zum Selbstkost­enpreis unter ghleute@gmx.at.

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 ??  ?? Das BotanikerE­hepaar lebt in Klagenfurt. Oben: Diesen Block hat Gerfried Leute immer mit, um Mundart-Wörter zu notieren
Das BotanikerE­hepaar lebt in Klagenfurt. Oben: Diesen Block hat Gerfried Leute immer mit, um Mundart-Wörter zu notieren
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