Gitschtalerisch
Meine Frau stammt aus Jadersdorf im Gitschtal. Als ich dorthin kam, bemerkte ich, dass ich meine Schwiegereltern nicht verstehe“, sagt Gerfried Leute. Also beschloss der Botaniker, sich mit dem Dialekt seiner Frau Gertrud zu befassen. Er sammelte Hunderte Wörter und erforschte regionale Eigenheiten. „Wir bemerkten etwa, dass der Dialekt stark mit dem Südtirolerischen verwandt ist“, sagt das Paar, das in Klagenfurt lebt.
Nach ein paar Jahren hatten die beiden so viel Material gesammelt, dass sie beschlossen, mithilfe von Sprachforscher Heinz-Dieter Pohl ein wissenschaftlich fundiertes Wörterbuch herauszugeben. „Er gab uns seinen Zeichensatz. Aber
Auf guat kärntnerisch.
wir mussten trotzdem eigene Zeichen einführen, weil es im Gitschtalerischen zum Beispiel drei unterschiedliche r gibt.“Daher findet man in der Zeichenerklärung ein r (rollendes, dentales Zungenspitzen-r), ein rr (stark gerolltes Zungenspitzen-r) und ein R (kukuminales oder retroflexes Gitschtaler oder Weißbriacher r, das vor dem Gaumen gerollt wird).
durch Teile über Flur-, Ortsund Vulgonamen sowie Pflanzenund Tiernamen. Schließlich hat das Botaniker-Ehepaar von Berufs wegen eine besondere Beziehung zu Flora und Fauna und konnte sogar Parallelen zur Sprache herstellen. „Heute verändert sich die Spra- che durch den Tourismus immer mehr und viele alte Wörter verschwinden“, sagt Gertrud Leute. Allerdings bemerke man diese Veränderung in den Tälern stärker als in höheren Lagen: „Das ist wie bei den Pflanzen und Tieren. Im Tal ist der Austausch stärker, während in den Bergen Eigenheiten eher erhalten bleiben.“
Ihr Wörterbuch sehen die beiden als wissenschaftliche Basis für weitere Forschungen: „Es steht etwa fest, dass der Weißenseer Dialekt eng mit dem Gitschtalerischen verwandt ist. Aber das müsste man noch genauer untersuchen.“Ihnen wäre es daher „aft liabiˇst“(am liebsten), wenn sich dem ein Wissenschaftler annehmen würde. Foierflekh = Muttermal Tutlzandlan = Milchzähne vrgachn = erschrecken; sich vertun
Grensach = dünne Haare ser = Wort, wenn man jemanden auffordert, etwas angebotenes zu nehmen
Zinkn = Fettaugen wuzn = stupfen, stechen
Kaum varukhst den Fuas, kimmt schuan jemånd. (Das sagt man, wenn dauernd Besucher kommen.) Posˇtnschimilan håm in Himl khan Plåz. (Personen, die jemanden verpetzen, haben im Himmel keinen Platz.) A schiander Mensch is schnel gepuzt. (Das sagt man, wenn man sich nicht lange mit der Toilette aufhalten will.)
Dås Khint tuat schuan fernemen. (Das Kind hört/folgt brav.) Wer vil fårzt, der braucht kan Årzt! (Viele Winde ersparen den Arzt.)
Seint schuan schianere vorbeigången unt håmp a wås gsågt. (Das sagt man, wenn jemand zu grüßen vergisst.)
kann man das Buch, das das Ehepaar selbst drucken ließ, zum Selbstkostenpreis unter ghleute@gmx.at.