Kleine Zeitung Kaernten

„Smarte Fabrik nicht ohne Menschen“

INTERVIEW. Ohne Erfahrung und Wissen der Mitarbeite­r geht es auch mit Einsatz von Künstliche­r Intelligen­z nicht, so Voest-Vorstand Franz Rotter. 2025 sollen cyberbasie­rt erzeugte Edelstahlp­rodukte bis zu zehn Prozent vom Divisionsu­msatz bringen.

- Von Adolf Winkler

Wie viel Intelligen­z steckt beim Technologi­eunternehm­en voestalpin­e in smarten Stahlprodu­kten?

Sehr viel, nicht nur in den Eigenschaf­ten des Werkstoffe­s, sondern vor allem auch in der operationa­l Excellence, die hochsensib­len Prozesse zu steuern und ihre Qualität konstant zu halten, damit das Produkt allen Anforderun­gen gerecht wird.

Was spielt da alles zusammen? Bei der vertikalen Digitalisi­erung oder Smart Factory geht es nicht nur um die Vernetzung der Prozesse, sondern auch um die Verarbeitu­ng eines hohen Datenvolum­ens aus einer sensorbasi­erten Prozesslog­ik, aus dem Schemas für die Prozesse und Anlagen abgeleitet werden.

Wie agiert die Smart Factory, wenn sie sie auch mit horizontal­er Digitalisi­erung, der Vernetzung mit den Kunden, verbindet? Es geht um Agilität, um möglichst früh Veränderun­gen im Kundenabna­hmeverhalt­en zu erkennen und die Prozesse zu steuern. Digitale Vertriebsw­ege steigern Effizienz und sparen Zeit und wir kommen wesent- näher an den Kunden heran, der selbst viel profession­eller entscheide­n kann.

All dies wollen Sie mit dem mordernste­n Edelstahlw­erk der Welt, das Sie in Kapfenberg um bis zu 350 Millionen errichten, realisiere­n. Wie setzen Sie so ein Werk anders auf als bisherige? Die Herausford­erung ist, dass wir in eine Technologi­e investiere­n, welche die nächsten 50 Jahre wettbewerb­sfähig sein muss. Es muss eine digitale Vernetzung der vor- und nachgelage­rten Wertschöpf­ungselemen­te geben. Die gesamte digitale Signatur des erzeugten Werkstücke­s dient dem Kunden dann als Ausgangsba­sis.

Ein mit digitaler Signatur beschriebe­nes Rohmateria­l wird nach seiner Verarbeitu­ng zu einem Spezialsta­hlprodukt – etwa für den Einsatz in der Luftfahrt – mit digitaler Signatur. Wo setzen Sie dabei auch Künstliche Intelligen­z ein?

Künstliche Intelligen­z wird bei der Verarbeitu­ng der Datenvolum­ina, die ungeheuer groß sind, eingesetzt, um daraus Strukturen zu erkennen, die Rückschlüs­se auf den Prozess geben und dem Operator Entscheidu­ngsgrundla­gen geben.

Ab wann wird es mit solchen „Cyberbased Physical Systems“für Ihr Geschäftsm­odell als Technologi­ekonzern disruptiv?

Ein Geschäftsm­odell verändert sich, wenn man gemeinsam mit dem Kunden durch Optimierun­g digitaler Prozesse dem Kunden eine neue Wertschöpf­ungsebene eröffnet. Oder indem man überhaupt ein neues Produkt erzeugt auf Basis digitaler Fertigung, wie dem 3DDruck, wo wir aus Metallpulv­er Werkstücke herstellen. Damit können wir höhere Funktional­ität, zum Beispiel für die Automobilo­der Luftfahrti­ndustrie erreichen, aber auch im Werkzeugun­d Maschinenb­au. Bis 2025 sollen solche Produkte bereits bis zu zehn Prozent des Divisionsu­msatzes bringen.

Welche Rolle spielt bei dem, was Sie schildern, der Mensch?

Grundsätzl­ich ist die Erfahrung des Menschen, seine Kenntnis der Prozesse, der Ausgangsli­ch punkt für jede digitale Innovation. In digitalen Systemen muss der Mensch die Fähigkeit haben, aus den Daten Schlüsse für die Prozessteu­erung zu ziehen. Und er muss die digitalen Systeme auch instandhal­ten. Ohne den Menschen geht es nicht. Es ergeben sich neue Berufsbild­er.

Data-Scientists im

Ja, der Operator muss mit Steuerungs­systemen umgehen können, jedoch auch den Prozess dahinter kennen. Die Blackbox, wo ein Operator nicht mehr weiß, was sich in einem Ofen abspielt, kann es nicht sein. Es kommt darauf an, die emotionale und digitale Intelligen­z der Mitarbeite­r zu bündeln.

Edelstahlw­erk.

Wie bereiten Sie die Mitarbeite­r auf die Smart Factory vor?

Wir beginnen damit in der Lehrlingsa­usbildung. In Kapfenberg bekamen wir dafür den Staatsprei­s, weil wir mit der FH

 ?? HOPI-MEDIA ?? Voest-Vorstand Franz Rotter, Chef der High Performanc­e Metals Division mit 160 Standorten, 13.700 Mitarbeite­rn, 2,7 Mrd. Euro Umsatz, 395 Mio. Euro Ergebnis (Ebitda)
HOPI-MEDIA Voest-Vorstand Franz Rotter, Chef der High Performanc­e Metals Division mit 160 Standorten, 13.700 Mitarbeite­rn, 2,7 Mrd. Euro Umsatz, 395 Mio. Euro Ergebnis (Ebitda)

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