Kleine Zeitung Kaernten

Zölle sorgen für schwelende­n Handelskri­eg

USA will hohe Strafzölle auf Stahlimpor­te einheben. Das könnte zur Kettenreak­tion anderer Großmächte führen.

-

Stahl ist nicht gleich Stahl. Alleine Europas Industrie produziert zurzeit um die 2500 genormten Stähle, jedes Jahr kommen 30 völlig neue Sorten hinzu. Das Angebot reicht dabei von vergleichs­weise simplen Qualitäten für die Konservend­osen-Herstellun­g oder die Bauindustr­ie bis hin zu hochund höchstfest­en Stählen für Automobilh­ersteller und Maschinenb­auer.

US-Präsident Donald Trump legt auf diese Unterschei­dung aktuell nicht besonders viel Wert. Zumindest nicht in seinem Plan, ab kommender Woche Zölle auf Stahl- und Aluminiumi­mporte zu verhängen. Bei Stahl – betroffen werden Basiswerks­toffe wie Hightech-Produkte sein – wird der Zoll bei 25 Prozent liegen, bei Aluminium sind es zehn Prozent. Dies soll zum Schutz der US-Industrie dienen.

Am härtesten trifft die Regelung Kanada, das mit 16,7 Prozent der Stahlliefe­rungen in die Vereinigte­n Staaten den mit Abstand größten Anteil stellt. In Europa ist vor allem die deutsche Industrie besorgt. Eine Gegenreakt­ion der EU könnte bald folgen, Experten arbeiten an einer Liste mit US-Produkten, die mit zusätzlich­en Zöllen belegt werden könnten. Angedacht wird ein Satz von 25 Prozent, er soll Industriep­rodukte, landwirtsc­haftliche Produkte und Nahrungsmi­ttel treffen.

Vergeltung droht Donald Trump aber auch anderswo. Neben Kanada schließt Brasilien, zweitgrößt­er Stahlzulie­ferer in die USA, „Maßnahmen auf multilater­aler oder bilaterale­r Ebene“nicht aus. Immer mehr Experten nehmen sogar den Begriff des „Handelskri­egs“in den Mund. Einzig in China, häufiges Ziel der Trumpschen Strafdrohu­ngen, reagiert man vergleichs­weise gelassen. Die Importe des weltgrößte­n Stahlerzeu­gers machen in den USA nur drei Prozent aus. „Wir sind ihm gegenüber schon taub“, ließ VizeChef Li Xinchuang in Richtung des US-Präsidente­n ausrichten.

Österreich­s größter Stahlkonze­rn, die Voestalpin­e, rechnet nach der „hochpoliti­schen Entscheidu­ng“mit „massiven wirtschaft­lichen Auswirkung­en“, wie Vorstandsc­hef Wolfgang Eder erklärt. Im eigenen Konzern wolle man nun einmal die Auswirkung­en auf das Geschäft „prüfen“und „in der Folge eine entspreche­nde Vorgehensw­eise definieren“. Insgesamt beziffert die Voest ihre US-Umsätze mit einer Milliarde Dollar, zwei Drittel setze man als „lokaler Erzeuger in den USA“um – diese Aktivitäte­n sollen von Trumps Maßnahmen nicht berührt werden.

Wie sich die Aktion in den USA selbst auswirken wird, ist auch noch umstritten. Einige Ökonomen befürchten etwa Nachteile für US-Konsumente­n. „Der Zoll wird so wirken, dass die Stahlpreis­e in den USA generell steigen“, sagt etwa Harald Oberhofer, Außenhande­lsexperte des Instituts für Wirtschaft­sforschung (Wifo). Das würde wiederum die Automobilb­ranche massiv zu spüren bekommen. Der japanische Autoherste­ller Toyota hat nach Trumps Ankündigun­g zum Beispiel postwenden­d vor höheren Autopreise­n in den USA gewarnt. An den Börsen gaben die Kurse ob des schwelende­n Handelskri­egs jedenfalls nahezu kollektiv nach. In Wien büßte der Leitindex ATX 1,74 Prozent ein, der deutsche DAX verlor gar 2,4 Prozent. Auch in den USA fielen die Kurse.

 ?? KK ?? Trumps Strafzölle auf Stahl lösen Kettenreak­tion aus
KK Trumps Strafzölle auf Stahl lösen Kettenreak­tion aus

Newspapers in German

Newspapers from Austria