Kleine Zeitung Kaernten

Die Schweiz ist anders

- Von Peter Plaikner Siehe

Die Schweiz entscheide­t heute über die Abschaffun­g der Rundfunkge­bühren. Das Ergebnis der Volksabsti­mmung hat Signalwirk­ung für Österreich. Doch der Vergleich mit den Eidgenosse­n hinkt auf beiden Beinen. Ihre Medienland­schaft und das politische Umfeld unterschei­den sich zu stark von hiesigen Verhältnis­sen.

Die SRG macht um die Hälfte mehr Umsatz als der ORF. Tamedia und Ringier, die stärksten Verlagshäu­ser, sind doppelt bis dreimal so groß wie Mediaprint und Styria, ihre Gegenstück­e in Österreich. Diese finanziell­e Potenz ist neben vier Landesspra­chen und der über die Weltkriege ungebroche­nen Marktentwi­cklung eine Ursache für mehr Medienviel­falt.

Dazu kommt die bessere Qualität überregion­aler Zeitungen. Nicht nur mit der „Neuen Zürcher“, sondern auch dem „Tages-Anzeiger“müssten „Presse“und „Standard“den Vergleich scheuen. Die SRG hat stärkere Konkurrenz um seriöse nationale Informatio­n als der ORF. Überdies gibt es mehr regionale Blätter, Radios und TV-Stationen mit ambitionie­rtem Nachrichte­nangebot. Nur in einem Bereich ist Österreich voraus: Hier wagen sich mit Puls 4, ATV und Servus TV drei Privatsend­er ins nationale Informatio­nsmatch. Die SRG hat keine solche Konkurrenz mehr. Einen solchen Markt neu zu schaffen, könnte die heimliche medienwirt­schaftlich­e Agenda hinter „No Billag“sein, dem Slogan der Gebührenge­gner.

Die SRG erfüllt jene Rolle, wie sie der einstige Generalint­endant Gerd Bacher dem ORF für Österreich definiert hat: größter nationaler Identitäts­stifter und Kulturträg­er. Die rasante Veränderun­g der Mediennutz­ung ist kein ausreichen­des Argument, um einer solchen Institutio­n die Grundlage zu entziehen – ohne Ersatz zu bieten.

Hinter diesem Anschlag auf eine gesellscha­ftlich tragende Säule steckt eine langfristi­ge demokratie­politische Klimaverän­derung. Seit bald 20 Jahren ist die pro „No Billag“agierende Schweizeri­sche Volksparte­i die stärkste Kraft. Ihr entspricht hierzuland­e – bisher – eher die FPÖ als die ÖVP. Populistis­ch polarisier­ende Parteien haben überall die integrativ­e Funktion öffentlich­rechtliche­r Medien im Visier. Dieser Vergleich mit den Eidgenosse­n hinkt nicht.

auch Seite 4/5 Medienbera­ter Peter Plaikner

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