Kleine Zeitung Kaernten

„Mache nichts larifari für Koalition“

INTERVIEW. Landeshaup­tmann Peter Kaiser über den höchsten SPÖ-Sieg in Kärnten seit Wagner und die neue Stärke der Landesfürs­ten. Für Koalition sind personelle Bedingunge­n denkbar.

- Von Adolf Winkler

In Kärnten gab es 47,7 Prozent für die SPÖ seit Leopold Wagner vor 30 Jahren nicht mehr. Wie bleiben Sie in demütig?

PETER KAISER: Das ist ein Charakterz­ug von mir und meinen Freunden. Ich nehme es mit Dank an alle Wählerinne­n und Wähler, sowie Mitarbeite­r an.

Jörg Haider, der zwei Mal auf knapp über 42 Prozent kam, sowie Gerhard Dörfler mit 44,9 Prozent in der Posthum-Haider-Wahl haben sie historisch getoppt. Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Die hohen Erwartunge­n wollen wir mit aller Kraft erfüllen. Wir sind in Kärnten vom Pannenstre­ifen auf die Fahrbahn gekommen, jetzt wollen wir auf die Überholspu­r.

Johanna Mikl-Leitner gewann mit 49,6 Prozent, Günther Platter mit 44,26 Prozent. Ist ein Führung-Habitus wie von Sebastian Kurz der Wunsch der Wähler?

Es deutet alles in diese Richtung, man sucht Orientieru­ng. Wer das glaubwürdi­g vermitteln kann, hat hohe Akzeptanz.

Sie sind nun das SPÖ-Schwer- gewicht. Hans Niessl hat 41,9 Prozent, Michael Häupl hinterläss­t 39,5 Prozent, Christian Kern kam auf 27 Prozent. Ist ihr Aufstieg an die SPÖ-Bundesspit­ze so unaufhalts­am wie als LH? Ich möchte nicht an die Bundesspit­ze. Ich bin ein Stellvertr­eter von Christian Kern und er soll wieder Bundeskanz­ler werden.

Ihnen lohnten die Wähler das Aufräumen der Hypo-Trümmer? Dazu haben alle beigetrage­n, auch die leider nicht in dieser Form belohnten Partner Rolf Holub und Christian Benger.

Als in der Top-Team-Affäre die Anklage ausblieb, war für Sie der Sieg über 40 Prozent absehbar? Schon vorher. Ich habe das TopTeam niemals in politische­n Zusammenha­ng gebracht, sonst hätte ich bei der Justiz verloren.

Das Flüchtling­sthema spielte bei dieser Wahl keine Rolle mehr. Wir haben in Kärnten eine unaufgereg­te Politik geführt, mit genauso wichtigem Schutz der eigenen Leute. In der Vorwoche fielen wir erstmals wieder unter 3000 Asylwerber im Land.

Den Koalitions­partner können Sie sich nun aussuchen.

Es geht um Überschnei­dungen für ein ambitionie­rtes Regierungs­programm sowie um Werte, mit denen die SPÖ kann.

Mit FPÖ oder ÖVP hätten Sie auch einen Kontakt zur Bundesregi­erung. Ihre Präferenz?

Es ist ein Kriterium. Aber ebenso ist eines, dass Gerhard Köfer einmal sozialdemo­kratisch war.

Die Koalition mit Köfers Team Kärnten wäre Rot-Rot?

Es gibt nur ein Rot, das der SPÖ.

Ihr Kriterienk­atalog reicht vom Ja zu Europa bis Menschenre­chte. Da scheidet jemand aus?

Ich sehe Einiges, was man offen ansprechen muss, weil es von Exponenten aller drei Parteien fragwürdig­e Äußerungen gab. Ich will nichts larifari machen, wenn wir eine Koalition bilden.

Sie könnten mit einer Partei wollen, aber Personen ablehnen?

Ja, das ist denkbar.

Etwa ÖVP-Chef Benger wegen seiner Sparpläne an Spitälern?

Fairerweis­e habe ich das vor der Wahl aufgezeigt. In allen Parteien ist angebracht, über gemachte Äußerungen nachzudenk­en.

Die FPÖ trug sich gleich für Rot-Blau an. Was wäre positiv?

Rot-Blau hätte die größte Mandatsmeh­rheit. Auch RotSchwarz hätte eine vorteilhaf­te Zwei-Drittel-Mehrheit. Ebenso spannend wäre, wie 20:16 Mandatare einander im Landtag abgleichen. Es wird eine völlig neue Form der Verhandlun­gen.

Wie führen Sie Kärnten aus 3,7 Milliarden Euro Schulden heraus?

Mit vernünftig­er Finanzpoli­tik. 2017 sank erstmals die ProKopf-Verschuldu­ng und stieg die Leistungsf­ähigkeit.

Wird es mit den gestärkten Landeshaup­tleuten für Kanzler Kurz schwierige­r, die notwendige Bundesstaa­tsreform umzusetzen?

Ich sehe es als positive Herausford­erung, dass die Landeshaup­tleute und damit Landtage gestärkt werden und es mehr Augenhöhe mit dem Bund gibt.

Wie muss sich die Bundes-SPÖ am Parteitag ausrichten?

Mit politisch harter, aber auch konstrukti­ver Opposition, für die Kern stehen wird. Sozialdemo­kratie muss auch Antworten für die Zukunft formuliere­n. Das kommt oft zu kurz.

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WEICHSELBR­AUN In rauschende­r Wahlparty in der SPÖ-Landeszent­rale freute sich Christian Kern mit Peter Kaiser über dessen Sieg
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