Kleine Zeitung Kaernten

In der SPD beginnt nun der Personalst­reit

Die Mitglieder haben deutlich Ja gesagt zur Großen Koalition. Nun beginnt die Debatte über Ministerpo­sten und den Kurs der Partei.

- Von Kordula Doerfler und Damir Fras, Berlin

Mit angedrohte­n Strafzölle­n auf Importe europäisch­er Autos hat Donald Trump den transatlan­tischen Handelsstr­eit weiter angeheizt. Zuvor hatte der US-Präsident bereits Einfuhrzöl­le auf Stahl und Aluminium angekündig­t. US-Medien werteten die Attacke als „direkte Drohung“gegen Deutschlan­d. Die deutsche Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries rief zur Mäßigung auf. „Präsident Trump will ein Spiel spielen, das niemand gewinnen kann.“Kanzler Sebastian Kurz hatte zuvor auf „harte Gegenmaßna­hmen“der EU gedrängt: „Ich erwarte eine selbstbewu­sste Antwort der EU auf die von Trump angekündig­ten Maßnahmen.“EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker kündigte Einfuhrzöl­le auf Whiskey, Jeans und Motorräder aus den USA an. Daraufhin meldete sich Trump erneut zu Wort. Wenn die Europäer als Antwort auf die von ihm angekündig­ten Strafzölle nun auch ihre „schon massiven“Zölle für US-Unternehme­n weiter anheben würden, dann „werden wir einfach eine Steuer auf ihre Fahrzeuge erheben, die frei in unser Land strömen“.

Nach dem deutlichen Ja der SPD-Basis zu einer Neuauflage der Großen Koalition müssen sich CDU/CSU und SPD darauf einstellen, dass die Regierungs­arbeit in den kommenden Jahren deutlich unbequemer wird. Vor allem in der SPD, die bei der Bundestags­wahl im September ihr schlechtes­tes Ergebnis der Nachkriegs­geschichte erzielt hatte, befürchten viele, dass die Partei weiter an Profil verlieren wird, wenn sie nun erneut in einer Koalition unter Angela Merkel sitzt. Es ist zu erwarten, dass die CDU-Vorsitzend­e am 14. März zur Kanzlerin gewählt wird. Zeitnah wird auch ihr Bundeskabi­nett vereidigt.

Aus einigen Landesverb­änden kamen schon kurz nach Bekanntgab­e der Ergebnisse der Mitglieder­befragung Forderunge­n nach einem härteren Kurs der SPD. Ein „Weiter so“dürfe es nicht geben. Auch die Jusos, die mit ihrer Kampagne gegen eine Wiederaufl­age des Bündnisses unterlegen sind, drängen auf eine Erneuerung der Partei. Der kommissari­sche SPD-Chef Olaf Scholz versprach, dass die Kritiker in der Erneuerung­sdebatte aktiv mitwirken würden.

Die SPD-Basis hatte in ihrer Mitglieder­befragung mit einer Mehrheit von 66 Prozent entschiede­n, dass ihre Partei in die dritte Große Koalition seit 2005 eintreten soll. Das mit Spannung erwartete Ergebnis gab die SPD am Morgen bekannt. Damit ging die längste Regierungs­bildung in der Geschichte der Bundesrepu­blik zu Ende.

„Nun wird es darauf ankommen, gemeinsam dafür zu sorgen, aus dem Koalitions­vertrag tatsächlic­h so viel SPD herauszuho­len, wie wir hineinverh­andelt haben“, sagte SPD-VizeChef Ralf Stegner. Burkhard Lischka, SPD-Vorsitzend­er in Sachsen-Anhalt, sagte der Kleinen Zeitung: „Die SPD muss der Union Entscheidu­ngen aufdrängen.“Als Themen nannte er die Bereiche Bildung, Pflege, Digitalisi­erung und Entwick- lung des ländlichen Raumes. Die größte Schwäche Merkels sei das bequeme Aussitzen von Entscheidu­ngen. Das werde die SPD nicht zulassen.

Über ihre Ministerli­ste will die SPD erst in den kommenden Tagen entscheide­n. In den Koalitions­verhandlun­gen konnte sie zumindest personell viel heraushole­n und wichtige Ressorts wie das Außen- und Finanzmini­sterium für sich beanspruch­en. Gesetzt gilt bislang nur Scholz. Der bisherige Erste Bürgermeis­ter von Hamburg soll das Finanzmini­sterium

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Unter den Augen von Willy Brandt

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