Flüchtlinge sind heißes Eisen bei Papst-Besuch
Kanzler Kurz wird heute in Privataudienz vom Kirchenoberhaupt in Rom empfangen.
Ein kurzer Händedruck und etwas Small Talk. Mehr ließ das strenge vatikanische Protokoll nicht zu, als Sebastian Kurz vor bald drei Jahren im Rahmen einer Generalaudienz Papst Franziskus begegnete. Der damalige Außenminister gab sich dennoch beeindruckt von der Persönlichkeit des Pontifex aus Südamerika und der starken Aura, die Franziskus umgibt. Wenn Kurz heute in den Vatikan zurückkehrt, hat sich einiges grundlegend geändert. Er ist jetzt Kanzler der Republik Österreich und wird mit dementsprechender Aufmerksamkeit vom Heiligen Stuhl bedacht. Im Damasushof im Apostolischen Palast wird die Schweizergarde strammstehen. Und Franziskus wird sich Zeit nehmen für den Gast, den er in einer Privataudienz empfängt.
Zu besprechen gibt es zwischen dem 81-jährigen Papst und dem 31-jährigen Regierungschef einiges, darunter Kontroverses, wenn man das Thema Migration hernimmt, wo Kurz und Franziskus wie Antipoden wirken. Mit harten Worten hat das Oberhaupt der katholischen Kirche die Gleichgültigkeit und Abschottung Europas kritisiert. Seine erste Auslandsreise führte ihn auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa. Immer wieder lobte er das Engagement Deutschlands in der Flüchtlingskrise.
Kurz dagegen hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er die Politik der offenen Grenzen von Kanzlerin Angela Merkel für einen kapitalen Fehler gehalten hat. Mit der Schließung der Balkanroute setzte er einen Kontrapunkt zur Willkommenskultur. Das türkis-blaue Regierungsprogramm sieht eine Verschärfung der Asylpolitik vor.
Diese Meinungsunterschiede sind Vatikankennern nicht verborgen geblieben. „Wo Österreich Grenzen schützen wolle, wolle der Papst Menschen schützen“, ist aus Rom zu vernehmen. Im Kanzleramt in Wien will man das so nicht stehen lassen. Kurz verfolge einen nachhaltigen Ansatz, heißt es. Man habe gesehen, dass sich immer mehr Menschen im Mittelmeer auf die lebensgefährliche Überfahrt mit Schleppern eingelassen hätten und in der Folge gestorben seien. Dem Kanzler sei es vor allem darum gegangen, das Sterben beenden. Aus christlich-sozialer Verantwortung heraus trete man parallel dazu auch für mehr Hilfe vor Ort ein.