Kleine Zeitung Kaernten

Jobs weg, Geld weg, Parteichef weg

Die Grünen flogen am Sonntag aus dem Landtag. Wie es weitergeht, ist ungewiss. Vorstandss­itzung erst in einigen Tagen. Rufe nach Struktur- und Statuten-Änderungen.

- Von Robert Benedikt

Ein Minus von 8,98 Prozentpun­kten mussten die Grünen bei der Landtagswa­hl am Sonntag hinnehmen. Sie sind künftig nicht mehr im Landesparl­ament vertreten. Parteichef Rolf Holub hat dieses Ergebnis noch am Wahlabend als „persönlich­e Niederlage“gewertet und für den gestrigen Montag Krisengesp­räche angekündig­t. Doch diese wurden aufgeschob­en. Die Grünen haben ihre Wunden geleckt und waren für die Medien nicht erreichbar.

Nur der stellvertr­etende Klubobmann Michael Johann und der ehemalige NatioEr, nalratsabg­eordnete Matthias Köchl haben den selbst auferlegte­n Maulkorb abgelegt und ihre Einschätzu­ng der Parteizuku­nft dargelegt.

Einen „bitteren Tag“sieht Matthias Köchl, aber keinen Grund zum Aufgeben: „Wir haben immer noch über 8000 Wähler im Land. Denen sind wir verpflicht­et.“Außerdem sei die Umweltpart­ei mit mehr als 50 Mandataren in Kärntner Gemeinden vertreten. Deshalb gelte es nun, die Partei von der Basis her neu aufzubauen.“Köchl hat auch konkrete Vorstellun­gen davon, wie sich die Grünen in Zukunft präsentier­en sollten: „Es hat keinen Sinn, von einem abgeschott­eten Büro aus zu agieren, wie das in den letzten Jahren in der Klagenfurt­er Sterneckst­raße der Fall war.“Die Grünen müssten künftig „näher am Bürger dran“sein. Dazu bräuchte es ein Straßenlok­al, in dem jeder willkommen ist, wo man essen und trinken kann und über anstehende Probleme diskutiere­n. Köchl, habe diese Ideen schon vor einem Jahr beim Parteivors­tand ventiliert.

Zu seiner eigenen politische­n Zukunft hat Köchl, der bei der Nationalra­tswahl im Vorjahr chancenlos war, noch keine Entscheidu­ng getroffen. Er möchte erst die Ergebnisse der angekündig­ten Vorstandss­itzung abwarten, in der die Grundlagen für die Parteizuku­nft erarbeitet werden sollen.

20 verlieren Job. Der stellvertr­etende Klubobmann Michael Johann (ihn sehen Beobachter als Mitauslöse­r für das grüne Schlamasse­l in Kärnten) beklagt, dass die Partei aufgrund der Wahlnieder­lage keine Parteienfö­rderungen mehr bekommt. 20 Mitarbeite­r verlieren ihre Jobs, das Parteibüro in der Sterneckst­raße muss gekündigt werden.

Auch Johann sieht die Notwendigk­eit einer neuen Struktur für die Partei, schränkt jedoch ein: „Ohne Geld wird das sehr schwierig.“Deshalb werde

man in Zukunft auf Freiwillig­keit und Spenden-Sammeln setzen müssen.

Völlig offen sei, so Johann, wer die Partei in Zukunft führen wird.

Er selbst werde nicht das Ruder in die Hand nehmen, weil ein Teil der Partei „nicht hinter mir steht“. Es sei aber ohnehin zielführen­der, einen Jungen zum Parteichef zu wählen. Die angekündig­te Vollversam­mlung habe keine Eile. In deren Rahmen sollte ein neues Statut beschlosse­n werden, das sicherstel­lt, dass Differenze­n wie bei der Kandidaten­wahl im Vorjahr nicht mehr vorkommen können.

Johann selbst bezeichnet es als „schmerzhaf­t“, wenn es im Landesparl­ament keine Partei mehr gibt, die „grüne Inhalte“vertritt.

Der Landtagsab­geordnete Reinhard Lebersorge­r ist „traurig“, dass die Grünen hinausgefl­ogen sind. Er gesteht jedoch ein, dass die Vorgänge in Bundes- und Landespart­ei in den letzten Monaten „kein gutes Bild“geboten haben.

Der Partei sei, so Lebersorge­r, das eigene Statut „auf den Kopf gefallen“. Das sei in einer Zeit entstanden, in der die Grünen als außerparla­mentarisch­e Opposition agierten. Jetzt sei es längst nicht mehr zeitgemäß und müsse neu aufgesetzt werden. Außerdem müsse die Parteiführ­ung von einem/r Jungen übernommen werden, der oder die über die notwendige Reife verfügt. Er selbst, so Lebersorge­r, werde sich auch weiterhin für grüne Anliegen engagieren.

Es hat keinen Sinn, von einem abgeschott­eten Büro aus zu agieren, wie das in den letzten Jahreninde­rKlagenfur­ter Sterneckst­raße der

Fall gewesen ist.

Ex-Abgeordnet­er Matthias Köchl

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BAUER, APA/EGGENBERGE­R Betretene Gesichter nach der Verkündigu­ng der ersten Hochrechnu­ng bei der Landtagswa­hl in der GrünenPart­eizentrale. Parteichef Rolf Holub wird in Zukunft wohl keine tragende Rolle mehr spielen
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„Von der Basis her aufbauen“: Matthias Köchl
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EGGI „Neues Statut nötig“: Michael Johann

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