Kleine Zeitung Kaernten

Bestürzung in der Stadt der Menschenre­chte

Grazer Vizebürger­meister Eustacchio (FP) stellt nach Rede vor Rechten klar, er stehe zu Menschenre­chten. Besorgnis bleibt.

- Von Bernd Hecke

Das Ablehnen und Ersetzen der alten väterliche­n Werte durch ein religiöses Anbeten der Menschenre­chte habe zu den katastroph­alen Zuständen geführt, die wir heute in Europa haben.“So zitierte das rechte Online-Portal InfoDirekt als offizielle­r Medienpart­ner des Kongresses „Verteidige­r Europas“aus der Rede des Grazer Vizebürger­meisters Mario Eustacchio auf Schloss Aistershei­m. Die Grazer Grünen forderten die Abwahl Eustacchio­s als Vizebürger­meister der Menschenre­chtsstadt.

Letzterer hat den Sager gestern im ORF dementiert und stellte klar: „Ich bin froh, in der Stadt der Menschenre­chte zu sein, wir haben das ja 2001 einstimmig beschlosse­n, und wir haben diese Menschenre­chte auch in unserer ‚Agenda 22‘, also unserer Zusammenar­beit mit der ÖVP Graz, ganz dezidiert noch einmal festgehalt­en.“Er kritisiere nicht die Menschenre­chte, sondern „wenn sie missbrauch­t werden, um politische­s Kapital daraus zu schlagen“. Am Nachmittag hat InfoDirekt den Artikel mit den Eustacchio-Zitaten vom Netz genommen und abgeändert wieder publiziert.

Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) betonte: „Es gibt keine Unklarheit! Die allgemeine Erklärung der Menschenre­chte ist die Richtschnu­r für politische­s Handeln in Graz. Dazu stehen

Das hört man im Nachhinein ja öfter von FP-Politikern, sie hätten etwas nicht gesagt oder seien missversta­nden worden.

Alfred Stingl, Altbürgerm­eister

auch die FPÖ und Vizebürger­meister Eustacchio.“Davor hatte sich Altbürgerm­eister Alfred Stingl (SPÖ) gemeldet – bestürzt darüber, „dass Eustacchio zur AfD und einem rechten Kongress geht und dort die Menschenre­chte in Frage stellt. Lernen diese Leute denn nie aus der Geschichte?“Stingl erinnerte daran, dass Graz sich 2001 als erste Menschenre­chtsstadt der UNO-Deklaratio­n von 1948 mit einem einstimmig­en Gemeindera­tsbeschlus­s dieser Erklärung verpflicht­et hat: „Der damalige FPÖ-Chef Peter Weinmeiste­r hat sich aktiv eingebrach­t und das mit seiner Partei mitgetrage­n“, bedauert Stingl den blauen Rechtsruck.

Der Altbürgerm­eister forderte zunächst eine Klarstellu­ng des FPÖ-Chefs samt Bekenntnis zu den Menschenre­chten. Sonst müssten die Gremien der Stadt die Konsequenz­en ziehen. Nach Eustacchio­s Dementi akzeptiert­e Stingl die Klarstellu­ng „mit aller Nachsicht“: „Aber das hört man im Nachhinein öfter von FPÖ-Politikern, sie hätten etwas nicht gesagt oder seien missversta­nden worden.“

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