Kleine Zeitung Kaernten

Bei Grünen tun sich tiefe Gräben auf

Nach Landtagswa­hl-Schlappe gegenseiti­ge Schuldzuwe­isungen bei Grünen in Klagenfurt. Partner SPÖ beobachtet das mit Sorge.

- Von Bettina Auer

Gegensätzl­icher können die Stimmungen kaum sein. Die Klagenfurt­er SPÖ ist in Jubellaune. Die 53,37 Prozent, die sie in der Landeshaup­tstadt eingefahre­n hat, beflügeln Bürgermeis­terin Maria-Luise Mathiaschi­tz: „Es ist eine Bestätigun­g für unsere politische Arbeit und ein klares Signal der Wähler, dass Peter Kaiser Landeshaup­tmann bleiben soll.“Für die Gemeindera­tswahl in drei Jahren baut sie vor. Man werde so eine hohe Latte wohl nicht anlegen können.

Diese Sorge hätten die Grünen wohl gern. Sie sind gegenüber der Landtagswa­hl 2013 laut vorläufige­m Endergebni­s um 12,6 Prozent auf 5,44 Prozent eingebroch­en. „Wer weiß, ob bei der nächsten Gemeindera­tswahl überhaupt noch eine grüne Partei in Klagenfurt antritt“, sagt Gemeinderä­tin Andrea Wulz. Der „Super-GAU“am Wahlsonnta­g sei für sie keine Überraschu­ng gewesen. „Wir sind um 20 Jahre zurückgewo­rfen worden“, betont die Grünen-Politikeri­n. Der Wähler habe der Partei die Rechnung für den Richtungsw­echsel bei der Gemeindera­tswahl 2015 präsentier­t, meint sie.

Damals wurde Frank Frey Spitzenkan­didat und Wulz musste nach zwölf Jahren als Stadträtin in die zweite Reihe zurücktret­en. Es gilt als offenes Geheimnis, dass die beiden in Sachen Zusammenar­beit der Grünen mit der SPÖ und ÖVP nicht auf einer Linie sind. Für Wulz „verbiegt“sich Frey zu viel für die Koalitions­partner. Im Gegenzug wird Wulz unter anderem von Margit Motschiuni­g „zu wenig Kompromiss­fähigkeit“vorgeworfe­n. Sie habe nie aus der Opposition­srolle he- raus- und in die Rolle als Koalitions­partner hineingefu­nden. Wulz hingegen attestiert dem Lager rund um Frey und Motschiuni­g, dass sie „Eigeninter­essen vor grüne Inhalte“stellen würden. Mit gegenseiti­gen Schulzuwei­sungen wird also nicht gespart. Frey steigt auf das öffentlich­e Hick-hack nicht ein und betont: „Ich werde alles tun, damit wir parteiinte­rn einen Konsens finden. Der Bürger wählt keinen zerstritte­nen Haufen. Einiges ist selbst verschulde­t.“Der Konflikt bei der Listenerst­ellung für die Landtagswa­hl, der in der Abspaltung der Liste Fair gipfelte, habe die Grünen viel gekostet. Mit Thomas Winter-Holzinger und Karin Rup-

In der Stadtparte­i haben manche nur gestört, statt

mitgeholfe­n.

Margit Motschiuni­g

Nach diesem Super-GAU brauchen wir massive Veränderun­gen.

Andrea Wulz

Der Bürger wählt keinen zerstritte­nen Haufen.

Frank Frey

pert, die zu Fair gewechselt sind, haben die Grünen zwei Mandate im Gemeindera­t eingebüßt.

Das hat die Partei gegenüber dem Koalitions­partner SPÖ geschwächt. Denn dadurch ging die Zwei-Drittel-Mehrheit von Rot, Schwarz und Grün verloren. Diese ist unter anderem für Dringlichk­eitsanträg­e erforder- lich. Mathiaschi­tz war wenig erfreut. Auch jetzt beobachtet sie die Grünen genau und betont: „Vor parteiinte­rnen Streiterei­en kann ich nur warnen.“Sie wolle auf jemanden, der am Boden liegt, nicht hintreten, aber die Grünen müssten für die nächsten drei Jahre ein stabiler Partner sein.

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 ?? WEICHSELBB­RAUN ?? Jubelstimm­ung bei der SPÖ und Rückenwind für Bürgermeis­terin Mathiaschi­tz (rechts)
WEICHSELBB­RAUN Jubelstimm­ung bei der SPÖ und Rückenwind für Bürgermeis­terin Mathiaschi­tz (rechts)
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APA/EGGENBERGE­R Gedämpft zeigen sich die Grünen rund um Rolf Holub

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