„La dolce vita“ohne Zucker
Fastenzeit ohne digitale Zeiträuber, Lifte, Tiere im Essen oder Süßes. Heute: Zuckerfasten.
Dass das Leben ohne Süßigkeiten kein Zuckerschlecken ist, hab ich mir schon gedacht. Aber inzwischen weiß ich, was es wirklich bedeutet, wenn man sagt, dass man keinen Zucker isst. Wie ich gelesen habe, verzichtet man da auf Saccharose, Dextrose, Raffinose, Stärkesirup, Maltose, Dextrin, Apfelfruchtsüße, Rohrzucker, Agavendicksaft, Ahornsirup und viele weitere Stoffe, die alle im Grunde eine andere Bezeichnung für das Z-Wort sind oder zumindest eine beträchtliche Menge davon enthalten. Und dabei habe ich es noch vergleichsweise leicht, denn Obst – die Süßigkeiten der Natur – ist weiterhin auf meinem Speiseplan vertreten.
Ich bin übrigens im Rahmen meiner Recherche einigen Facebook-Gruppen beigetreten, in denen Menschen ihre zuckerfreien Erfahrungen teilen. Das ist ungefähr so wie eine virtuelle Selbsthilfegruppe, wo jeder im Sesselkreis von seinen Erfolgen und Rückschlägen berichtet. Okay, vielleicht nicht ganz so dramatisch. Aber doch so nach dem Motto „die zuckerfreie Zeit hat mein Leben verändert“. Der Konsens jedenfalls lautet: Ohne Zucker fängt das Dolce Vita, also das süße Leben, erst so richtig an. Und trotzdem werden im gleichen Atemzug Fragen gestellt wie: „Ich mag Honig unglaublich gerne! Gibt’s den auch ohne Zucker?“Das ist wohl in etwa so, als ob man nach vegetarischer Fleischwurst verlangt. Obwohl – das soll es inzwischen ja auch schon geben.
A ber ich übernehme in diesen Gruppen ohnehin nur die Rolle der Person, die still beobachtet und zwar mitliest, aber sich nie zu Wort meldet. Man muss ja nicht überall seinen Senf dazugeben. Der enthält in der Regel übrigens auch Zucker.