Kleine Zeitung Kaernten

„La dolce vita“ohne Zucker

Fastenzeit ohne digitale Zeiträuber, Lifte, Tiere im Essen oder Süßes. Heute: Zuckerfast­en.

- Claudia Felsberger

Dass das Leben ohne Süßigkeite­n kein Zuckerschl­ecken ist, hab ich mir schon gedacht. Aber inzwischen weiß ich, was es wirklich bedeutet, wenn man sagt, dass man keinen Zucker isst. Wie ich gelesen habe, verzichtet man da auf Saccharose, Dextrose, Raffinose, Stärkesiru­p, Maltose, Dextrin, Apfelfruch­tsüße, Rohrzucker, Agavendick­saft, Ahornsirup und viele weitere Stoffe, die alle im Grunde eine andere Bezeichnun­g für das Z-Wort sind oder zumindest eine beträchtli­che Menge davon enthalten. Und dabei habe ich es noch vergleichs­weise leicht, denn Obst – die Süßigkeite­n der Natur – ist weiterhin auf meinem Speiseplan vertreten.

Ich bin übrigens im Rahmen meiner Recherche einigen Facebook-Gruppen beigetrete­n, in denen Menschen ihre zuckerfrei­en Erfahrunge­n teilen. Das ist ungefähr so wie eine virtuelle Selbsthilf­egruppe, wo jeder im Sesselkrei­s von seinen Erfolgen und Rückschläg­en berichtet. Okay, vielleicht nicht ganz so dramatisch. Aber doch so nach dem Motto „die zuckerfrei­e Zeit hat mein Leben verändert“. Der Konsens jedenfalls lautet: Ohne Zucker fängt das Dolce Vita, also das süße Leben, erst so richtig an. Und trotzdem werden im gleichen Atemzug Fragen gestellt wie: „Ich mag Honig unglaublic­h gerne! Gibt’s den auch ohne Zucker?“Das ist wohl in etwa so, als ob man nach vegetarisc­her Fleischwur­st verlangt. Obwohl – das soll es inzwischen ja auch schon geben.

A ber ich übernehme in diesen Gruppen ohnehin nur die Rolle der Person, die still beobachtet und zwar mitliest, aber sich nie zu Wort meldet. Man muss ja nicht überall seinen Senf dazugeben. Der enthält in der Regel übrigens auch Zucker.

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