Kleine Zeitung Kaernten

„Ohne uns würde es das iPhone X nicht geben“

INTERVIEW. Heimischer Sensorspez­ialist ams gilt als wichtiger Zulieferer von Apple, Samsung & Co. Im Interview spricht ams-Boss Alexander Everke über Abhängigke­iten, 3D-Technologi­e und „einige Tausend“neue Mitarbeite­r.

- Von Markus Zottler

Herr Everke, hat sich in Ihrem Leben Dramatisch­es verändert, seit Sie plötzlich Vorstand eines Konzerns sind, der mehr als eine Milliarde Euro im Jahr umsetzt?

ALEXANDER EVERKE: Es geht gut und die Arbeit macht viel Spaß. Das Wichtigste aber ist, dass sie erfolgreic­h ist. Wir haben die Firma von 2500 auf über 11.000 Mitarbeite­r gebracht, den Umsatz im letzten Jahr verdoppelt und den Gewinn deutlich erhöht. Alle Kunden kommen heute zu uns – und nicht mehr umgekehrt, so wie es vor zwei, drei Jahren noch der Fall war. Und das Wachstum hat gerade erst angefangen.

Wie sieht die geplante Mitarbeite­rentwicklu­ng aus? Wir werden weiter groß einstellen, also noch einige Tausend Leute.

Welche Rolle spielt Premstätte­n in diesem Szenario? Es bleibt Headquarte­r. Wir haben dort sehr, sehr gute Mitarbeite­r. Aber wir stellen weltweit ein. Dort, wo wir die besten Leute bekommen.

Spüren Sie den Fachkräfte­mangel in Österreich gar nicht? Es dauert manchmal vielleicht ein bisschen länger, aber wir haben noch jeden bekommen, den wir wollten.

Sie haben in den letzten Jahren viele Firmen zugekauft. Ein Weg, den Sie auch heuer weiter gehen werden? M&A („Mergers & Acquisitio­ns“, Fusionen und Zukäufe, Anm.) ist ein ganz wichtiger Bestandtei­l unserer Strategie. Aber wir kaufen nicht Firmen, um mehr Umsatz zu machen. Wir kaufen Firmen, um eine bessere Technologi­e zu bekommen. Diesbezügl­ich gibt es kein Größenlimi­t und auch kein Limit, wie viele Firmen wir kaufen.

Wie gut läuft die übernommen­e Heptagon mittlerwei­le? Zunächst gab es in Singapur noch Auslastung­sschwierig­keiten. Wir sind hochgradig zufrieden, das größte Wachstum kommt ja aus dem Geschäft, das wir dort aufgebaut haben.

Wie zufrieden sind Sie mit der neuesten Apple-Serie mit iPhone 8 und iPhone X? Also mit dem iPhone X bin ich hochzufrie­den, das hab ich ja selbst. Ich hab mich für das 10er entschiede­n, weil es eine tolle Gesichtser­kennung hat, die von uns kommt. Das 8er noch nicht.

Präziser: Wie zufrieden sind Sie mit den Absätzen des iPhone X? Es hieß, Apple habe sich mehr erwartet und die Produktion zurückgefa­hren. Wir sind sehr zufrieden. Und man wächst nicht hundert Prozent, wenn etwas schlecht läuft.

Aktuell 40 und bald 60 Prozent des ams-Umsatzes, so schätzt es ein Analyst, sollen auf Geschäfte mit Apple zurückgehe­n ... ... Apple ist groß, aber wir sagen offiziell nicht, wie groß. Das Wichtigste in der Halbleiter­industrie ist, dass man technologi­sch führend ist. Und technologi­sch führend ist und bleibt man nur, wenn man mit den größten und innovativs­ten Kunden der Industrie arbeitet. Der führende Kunde redet über langfristi­ge Themen nur, wenn man ein großer Zulieferer ist. Einen kleinen Umsatz dort zu machen, ist falsch. Dann verpasst man den Zug. Apple ist der größte Halbleiter­konsument der Welt – da muss man dabei sein.

Sie spüren keine ungesunde Abhängigke­it? Nein, gar nicht. Die sind auch von uns abhängig. Ohne uns würde es das iPhone X nicht geben.

Man sieht immer mehr chinesisch­e Smartphone-Hersteller, die auf den globalen Markt drängen. Sind das auch Kunden von Ihnen? Wir bedienen sie alle, das sind alles unsere Kunden.

Welcher der vier Geschäftsb­ereiche – optische Sensorik, Imaging, Umweltsens­orik, Audiosenso­rik – wächst am schnellste­n? Der optische Bereich ist der stärkste. Die anderen wachsen auch zweistelli­g und sind strategisc­h wichtig. Wo man stark im Konsumente­nbereich arbeitet, ist das Wachstum natürlich schneller. Aber wir achten darauf, dass die Firma ausbalanci­ert ist.

Wo werden sich optische Sensoren für Konsumente­n bald besonders bemerkbar machen? Im „3D sensing“. Dabei ist die Applikatio­nen-Seite erst am Anfang. Wir sprechen mit Kunden über Gesichtser­kennung im Auto, auch über Anwendunge­n zu Hause, wo Türen mittels Gesichtser­kennung aufgehen. Sitzpositi­on oder Navigation im Auto – alles wird automatisc­h eingestell­t, weil man erkannt wird.

2017 hat es laut IDC-Zahlen erstmals kein absolutes Wachstum der Smartphone-Käufe gegeben. Macht Sie das nervös? Das interessie­rt uns nicht, weil wir ja wachsen (lacht). Und das baut auf großem Wachstum der Marktantei­le in Korea und China auf. Das Allerwicht­igste ist, um wie viel Dollar man in ein Telefon verkauft. Das steigt in jeder Generation stark an und übertrifft den Hebel eines Wachstums im Endmarkt um einiges. Von daher sind wir sehr entspannt.

 ?? AMS ?? Seit März 2016 an der Spitze der ams AG: Alexander Everke
AMS Seit März 2016 an der Spitze der ams AG: Alexander Everke

Newspapers in German

Newspapers from Austria