Kleine Zeitung Kaernten

Benger droht Ablöse

Nach der Kärntner Landtagswa­hl tagen die Parteigrem­ien. In der ÖVP geht es um die Zukunft des Chefs.

- Von Wolfgang Fercher Wie schauen

Theoretisc­h war es nach dem vorläufige­n Wahlergebn­is am Sonntagabe­nd noch möglich – dass sich FPÖ, ÖVP und Team Kärnten zusammentu­n und gegen den klaren Wahlsieger SPÖ eine Koalition basteln. Die Auszählung der Briefwahls­timmen, die am späten Montagnach­mittag abgeschlos­sen wurde, hat diese Option jetzt rechnerisc­h zunichtege­macht. Die SPÖ holt auf Kosten der ÖVP (jetzt sechs Mandate) ein 18. Mandat, die FPÖ kommt auf neun, das Team Kärnten auf drei Mandate.

Bei den Briefwähle­rn und bei Frauen hat die SPÖ sogar eine absolute Mehrheit. Die Verhandlun­gsposition für Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) zur Bildung einer neuen Landesregi­erung hat sich noch einmal deutlich verbessert. Er kann zwischen drei möglichen Partnern wählen. Strebt Kaiser wieder, wie zuletzt, eine Zwei-Dritdere im Landtag an, bieten sich zwei Optionen an: eine Koalition mit der FPÖ oder überrasche­nd eine erneute Dreier-Koalition, diesmal mit ÖVP und Team Köfer.

die Präferenze­n der Wähler aus? Laut Wahltagsbe­fragung des Meinungsfo­rschers Peter Hajek sprechen sich 33 Prozent der Befragten für eine Koalition von SPÖ und ÖVP aus. Laut SORA/ISA präferiert fast die Hälfte der SPÖ-Wähler diese Variante. 42 Prozent dieser hätten sich freilich auch eine weitere Koalition mit den Grünen gewünscht.

Hajek zufolge wäre eine FPÖ/ ÖVP-Koalition mit 29 Prozent Zustimmung die zweitbelie­bteste Koalitions­form aller Befragten gewesen. Fast ein Drittel äußert gar keine Koalitions­präferenz. Bei den ÖVP-Wählern ist die Zustimmung zur SPÖ größer als zur FPÖ. Mit einer rot-blauen Regierung hätte offenbar niemand eine beson- Freude – nur 13 Prozent der SPÖ-Wähler und 11 Prozent der FPÖ-Wähler sprechen sich laut Hajek für diese Variante aus.

Auch in der SPÖ scheint dies nicht mehrheitsf­ähig. „Das ist fast ausgeschlo­ssen“, sagt ein Funktionär zur Kleinen Zeitung. Offiziell hält man sich auch diese Option offen. „Es gilt unser Kriterienk­atalog“, erklärt etwa Landeshaup­tmann-Stellvertr­eterin Gaby Schaunig. Ihre Koalitions­bedingunge­n? Einsparung­en ja, „aber kein kaputtspar­en. Es darf keine Schlechter­stellungen für die Bevölkerun­g geben“, sagt Schaunig. Wichtig seien auch Investitio­nen in Straßenbau und Digitalisi­erung. Damit stößt sie bei den möglichen Partnern auf offene Ohren.

Heute ist jedenfalls der Tag der Parteigrem­ien. Um 8 Uhr kommt das FPÖ-Präsidium zusammen, um 9 Uhr dann der Parteivors­tand. Zur gleichen Zeit trifft sich die ÖVP im Landtel-Mehrheit

Peter Kaiser ist eine Antithese zur Halligalli-Politik der Vergangenh­eit. Auf Bundeseben­e hat sich die SPÖ aber noch nicht

gefunden.

Thomas Hofer,

Politikber­ater

tagsklub – Parteichef Christian Benger könnte abgelöst werden (Seite 4/5). Der SPÖ-Landespart­eivorstand tagt ab 10 Uhr. Rund zwei bis drei Stunden sollen diese Sitzungen dauern. Bei der SPÖ könnte bereits ein Verhandlun­gsteam nominiert werden – neben Kaiser wohl Landesgesc­häftsführe­r Daniel Fellner, die Abgeordnet­en Andreas Scher- witzl und Klaus Köchl, AK-Präsident Günther Goach, die Frauenvors­itzende Bundesrats­abgeordnet­e Ana Blatnik.

Ein großes Thema in den Gremien werden die Analyse der Wählerströ­me und Wahlmotive sein. Die SPÖ konnte laut SORA besonders viele Nichtwähle­r (17.000) aus dem Jahr 2013 mobilisier­en, 13.000 Stimmen kamen von den Grünen dazu. 27.000 Kärntner, die bei der Nationalra­tswahl im Herbst ÖVP wählten, gaben demnach jetzt der SPÖ ihre Stimme. Die FPÖ holte Stimmen vom BZÖ (7000) und Team Stronach (11.000). 9000 ihrer früheren Wähler blieben jedoch auch zu Hause. Auch jeder dritte FPÖ-Wähler aus dem Herbst ging nicht zur Wahl.

Spannend ist der Blick auf einzelne Bevölkerun­gsgruppen. Die FPÖ schneidet bei den Arbeitern überdurchs­chnittlich ab. Die ÖVP wird besonders von Männern mit Matura gewählt. Bei der Generation 60+ kommt die SPÖ auf 58 Prozent. Die Wahlbeteil­igung (68,6 Prozent) lag erstmals bei einer Kärntner Landtagswa­hl unter 70 Prozent.

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GEPA, HELGE BAUER
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WEICHSELBR­AUN (2) Nach der Euphorie bei Kaiser & Co. muss jetzt die weitere Strategie festgelegt werden. Darmann und Köfer (oben) sind zwei der möglichen Partner für den SPÖ-Chef
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