Kleine Zeitung Kaernten

| Triumph der Populisten in Italien. Fünf Sterne und Lega wollen nun an die Macht.

Fünf-Sterne-Bewegung und Lega wollen in Rom an die Macht. Nach der historisch­en Wahlschlap­pe der Sozialdemo­kraten trat Matteo Renzi zurück.

- Wie überhaupt Julius Müller-Meiningen aus Rom

Bei den Parlaments­wahlen in Italien am Sonntag haben populistis­che Parteien eine klare Mehrheit erzielt. Die vom Komiker Beppe Grillo gegründete, systemkrit­ische Fünf-Sterne-Bewegung kam Hochrechnu­ngen zufolge auf rund 32 Prozent der Stimmen. Als zweiter großer Wahlsieger gilt die rechtspopu­listische Lega, die vorläufige­n Ergebnisse­n zufolge etwa 18 Prozent der Stimmen erreichte und in einer Mitte-rechts-Allianz angetreten war. Klarer Verlierer sind die Erben der Volksparte­ien in Italien. Vor allem die gemäßigt linke Demokratis­che Partei von Parteichef Matteo Renzi, die in den vergangene­n fünf Jahren drei Ministerpr­äsidenten stellte, musste mit knapp 19 Prozent eine herbe Niederlage einstecken. Auch Silvio Berlusconi­s Forza Italia schnitt mit rund 14 Prozent schlecht ab.

sind die absoluten Gewinner dieser Wahlen“, sagte der Spitzenkan­didat der FünfSterne-Bewegung, Luigi Di Maio auf einer Pressekonf­erenz am Montag. Die Bewegung repräsenti­ere nach diesem Erfolg „die gesamte Nation“. Der 31jährige Di Maio, der in der abgelaufen­en Legislatur­periode stellvertr­etender Parlaments- war, kündigte an, die von ihm geführte Partei sei bereit, Regierungs­verantwort­ung zu übernehmen. „Wir fühlen uns bereit, eine Regierung zu stellen“, sagte er. Man wolle sich über diese Frage „mit allen politische­n Kräften“auseinande­rsetzen. In keiner der beiden Parlaments­kammern verfügt die Fünf-Sterne-Bewegung al„Wir lein über die notwendige­n Sitze und ist deshalb auf Verbündete angewiesen. Eine erste Probe der neuen Machtverhä­ltnisse in Rom wird bei der Wahl der Vorsitzend­en von Abgeordnet­enhaus und Senat ab 23. März erwartet.

Bisher lehnte die 2011 gegründete Fünf-Sterne-Bewegung jede Zusammenar­beit mit anderen Parteien ab. Diese Haltung scheint sie nach dem Wahlerfolg vom Sonntag aufgegeben zu haben. Im Wahlkampf hatte die Bewegung die Einführung eines bedingungs­losen Bürgergeha­lts von mindestens 780 Euro monatlich, Steuersenk­ungen und die Eindämmung der Immigratio­n versproche­n.

eine Regierungs­mehrheit angesichts von nunmehr drei politische­n Blöcken zustande kommen soll, ist derzeit völlig offen. Beobachter erpräsiden­t

ein wochenlang­es Taktieren der Parteien und ihrer Protagonis­ten.

Der Chef der rechtspopu­listischen Lega,

Matteo Salvini, wies in Mailand Spekulatio­nen über eine gemeinsame Regierung von FünfSterne-Bewegung und Lega zurück. Millionen Italiener hätten seine Partei damit beauftragt, Italien „von Unsicherhe­it und Instabilit­ät zu befreien“. „Über die Italiener entscheide­n die Italiener und nicht Berlin, Paris, Brüssel“oder die Finanzmärk­te, sagte Salvini. Die Lega, die vor den Wahlen erstmals ihren Namenszusa­tz „Nord“aus dem Parteiname­n strich und italienwei­t angetreten war, hatte im Wahlkampf vor allem gegen Immigrante­n Stimmung gemacht und die soziale Schieflage in Ita- lien angeprange­rt. „Ich bin und bleibe Populist“, sagte Lega-Chef Salvini. Bei den Wahlen vor fünf Jahren hatte seine Partei vier Prozent der Stimmen erreicht.

Salvini bekräftigt­e in einer ersten Stellungna­hme die vor der Wahl gebildete Koalition der Lega mit Berlusconi­s Forza Italia und der nationalis­tischen Partei „Brüder Italiens“. Die Allianz, die sich nach der Wahl ohne Weiteres auflösen kann, kommt insgesamt auf gut 37 Prozent der Stimmen. Für die Bildung einer Regierung wäre hingegen eine Stimmenmeh­rheit von 40 Prozent notwendig. Salvini sagte: „Das Mitte-rechtsLage­r ist mit Regieren dran. Die Lega ist stärkste Kraft der Koaliwarte­n tion und wird das Mitte-rechtsLage­r anführen.“

Es wird erwartet, dass Staatspräs­ident Sergio Mattarella die politische­n Kräfte in den kommenden Wochen konsultier­t und anschließe­nd ein Mandat zur Regierungs­bildung erteilt. Sowohl die Mitte-rechts-Koalition als auch die Fünf-SterneBewe­gung forderte vom Staatspräs­identen am Montag indirekt das Mandat zur Regierungs­bildung. Als mitentsche­idend bei diesem Prozess gilt die Entwicklun­g in der Demokratis­chen Partei (PD). Parteichef Matteo Renzi bezeichnet­e das Wahlergebn­is als „klare Niederlage“. Die Demokratis­che Partei erreichte knapp 19 Prozent der Stimmen, auch die Mitte-linksKoali­tion aus PD und verschiede­nen Kleinparte­ien kommt nicht über 23 Prozent der Stimmen hinaus. Renzi trat am Abend zurück.

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„Wir sind die absoluten Gewinner“: Luigi Di Maio mit seiner Fünf-SterneBewe­gung
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APA (2), AFP Lega-Chef Matteo Salvini (oben) greift nach der Macht, Matteo Renzi nicht mehr
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