Kleine Zeitung Kaernten

In der ÖVP geht es jetzt um Parteichef Benger

Heute tagt Parteivors­tand. Nicht nur Analyse des Wahlergebn­isses und Nominierun­g des Teams für Koalitions­verhandlun­gen stehen an. Es geht auch um die Obmannfrag­e. Weidinger als Nachfolger?

- Von Andrea Bergmann

Ist der Benger schon zurückgetr­eten?“, rief Sonntagabe­nd eine ORF-Journalist­in vor dem Spiegelsaa­l der Landesregi­erung fragend in die Runde. Kurz davor war das Landtagswa­hlergebnis bekannt geworden. Das bescheiden­e Plus von knapp einem Prozent stand den viel höheren Erwartunge­n in den schwarzen Reihen gegenüber. Doch die Parteispit­ze mit Spitzenkan­didat Christian Benger (55), der seit Mitte 2014 Landesrat und Parteiobma­nn ist, hielt an der mantraarti­g wiederholt­en Aussage fest: „Wir haben Stimmen und Mandate steigern können, also unser Wahlziel erreicht.“

Von Teilen in der Kärntner ÖVP wird das ganz anders gesehen. „Wie kann man sagen, dass alles super ist, wenn man knapp 5000 Stimmen gegenüber 2013 verliert? Und das bei diesem gezu waltigen Kärnten-Einsatz der VP-Vertreter der Bundesregi­erung.“Intern rumore es gewaltig, betont ein Funktionär.

Hochbrisan­t wird somit die heute früh beginnende ÖVP-Parteivors­tandssitzu­ng. Offiziell geht es um die Formierung eines Teams für die Koalitions­verhandlun­gen mit der SPÖ und die Analyse des Wahlergebn­isses. Das fällt laut endgültige­m Resultat mit dem Verlust des einzigen Bundesrats­itzes und dem Zugewinn von nur einem Landtagsma­ndat schlechter aus. Zudem: Blau-Schwarz geht sich in Kärnten nicht aus.

Inoffiziel­l geht es sehr wohl auch um Benger. Gestern wollte sich kaum jemand aus der Deckung wagen. Was zu sagen ist, wolle man intern deponieren und nicht via Medien. Hinter vorgehalte­ner Hand heißt es: „Benger macht es einem nicht leicht, Kärntner ÖVPler zu sein.“Dabei wird auf „missglückt­e Medienauft­ritte und Interviews sowie falsche Themenbese­tzung wie die 140 Millionen Einsparung­en im Spitalsber­eich“verwiesen „die zum Elfer für die SPÖ wurden“.

Die Kärntner ÖVP brauche eine Rundum-Erneuerung, ist hören. Dass die mit Parteichef Benger nicht möglich ist, steht unausgespr­ochen im Raum. Man geht davon aus, „dass er das von sich aus erkennt“. Wer aber könnte Benger nachfolgen? Der Kreis derer, die Ambitionen haben sollen, wurde kleiner. Martin Gruber, Bürgermeis­ter in Kappel, wäre als Bauernbund­vertreter nicht die Klammer zwischen Stadt und Land bzw. in das Bild der neuen SebastianK­urz-ÖVP passend.

Herbert Gaggl, Bürgermeis­ter von Moosburg, weist zurück, dass er Ambitionen nach mehr habe. Er wolle Bürgermeis­ter bleiben. Dass er vom ÖVP-Ergebnis enttäuscht ist, sich mehr erwartet hätte und mehr möglich gewesen wäre, gibt er unumwunden zu. Auch dass er keine Freude habe, wenn

Wir sind nicht blind und nicht taub. Wir müssen in den Gremien ehrlich und offen über Inhalte, den Wahlkampf und Personen reden.

Herbert Gaggl

Benger das Ergebnis als Erfolg wertet. „Wir konnten die positive Gesamtstim­mung nicht nützen“, verweist Gaggl auf den Rückenwind der Bundesregi­erung. Seine Antwort auf die Frage, wie schlecht das Ergebnis ohne Kanzler-Kurz-Effekt ausgefalle­n wäre: „Alles Kaffeesudl­esen. Dann könnte man auch fragen, wie gut wäre die Wahl ausgegange­n, wenn nicht Benger Spitzenkan­didat gewesen wäre?“Ob die ÖVP einen neuen Chef braucht? Gaggl will, „dass wir im Parteivors­tand offen und ehrlich über alles reden: Über Inhalte, über den Wahlkampf und über Personen.“Obmannwech­sel? „Alles ist möglich, wenn man ehrlich diskutiert.“

Peter Weidinger, ehemaliger Stadtrat in Villach und jetzt Nationalra­tsabgeordn­eter, wäre im Stil der neuen Kurz-ÖVP der Passende für Kärnten. Er stehe Gewehr bei Fuß, ist mehrfach zu hören. Auch Christian Poglitsch, Bürgermeis­ter von Finkenstei­n, wird genannt.

Weidinger kommentier­t seine Nennung gegenüber der Kleinen Zeitung: „Es gibt ein paar gute Leute in unseren Reihen. Wir müssen jetzt in den Parteigrem­ien die richtigen Schlüsse ziehen, was für die Zukunft inhaltlich und personell wichtig ist“. Er schließe „nichts aus und nichts ein“.

Jetzt geht es um Handlungsa­nleitungen, wie wir

uns für die Zukunft aufstellen:

inhaltlich und personell. Das gilt

es zu klären.

Peter Weidinger

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 ??  ?? Weidinger könnte Nachfolger werden
Weidinger könnte Nachfolger werden
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Klare Mimik: Bürgermeis­terin HäuslBenz, BengerGatt­in Christiane, Benger, Ministerin Köstinger, Gruber und Poglitsch (von links)

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