Kleine Zeitung Kaernten

„Auf dem Weg in die Sackgasse“

Einer Totalrefor­m will Bildungsmi­nister Faßmann die Neue Mittelschu­le unterziehe­n. Unterdesse­n wird an allen Schulen die digitale Grundausbi­ldung als neues Fach eingeführt.

- Von Michael Jungwirth

Als SPÖ-Prestigepr­ojekt wurde die Neue Mittelschu­le vor sechs Jahren von der damaligen Bildungsmi­nisterin Claudia Schmied aus der Taufe gehoben. In der Endausbaus­tufe sollte die NMS, so die rote Vision, mit der AHSUnterst­ufe zur Gesamtschu­le verschmolz­en werden. Mittelfris­tig sollte das Niveau so angehoben werden, dass ein NMS-Viertklass­ler einem Absolvente­n einer AHS-Unterstufe gleichgest­ellt ist und Eltern beziehungs­weise Schüler somit erst mit 14 die Wahl treffen sollten, ob ein Kind eine gymnasia- le Laufbahn einschlägt oder eine Lehre startet.

Nun schlägt ÖVP-Bildungsmi­nister Heinz Faßmann Alarm. „Wir müssen schauen, dass die Neue Mittelschu­le nicht zur Restschule wird. Sie ist auf dem Weg in die Sackgasse.“Aktuellen Zahlen zufolge wechseln nur acht Prozent der NMS-Schüler auf eine AHSOberstu­fe, bei der alten Hauptschul­en waren es sechs Prozent. An den AHS verbleiben 62 Prozent der Schüler. Die viel versproche­ne Durchlässi­gkeit (von der NMS auf die AHS) existiert nur auf dem Papier.

Nun schwebt dem Minister keineswegs vor, dass alle Schüler eine akademisch­e Karriere einschlage­n und so die Lehre oder entwertet wird. Im Gegenteil. Dass die Neue Mittelschu­le ihren Erwartunge­n nicht gerecht wird, vernimmt man gerade aus der Welt der Wirtschaft, die über die mangelnden Schreib-, Lese- und Rechenfähi­gkeiten von Lehrlingen klagt.

Laut Faßmann ist das Teamteachi­ng, bei dem zwei Lehrer gleichzeit­ig in einem Klassen-

verband eingesetzt werden, die Ursache allen Übels. Ähnlich sieht es auch der Rechnungsh­of: „Die beträchtli­chen zusätzlich­en Ressourcen, speziell in Form eines flächendec­kenden Teamteachi­ngs, haben im Durchschni­tt nicht die erwarteten Verbesseru­ngen im Bereich der fachlichen Leistungen und überfachli­chen Kompetenze­n gebracht. Es müssen Wege gefunden werden, diese Ressourcen zielorient­ierter zu nutzen.“Der Minister will weder zur alten Hauptschul­e (A- und BZug) noch zu den Leistungsg­ruppen zurück. Stattdesse­n schwebt ihm eine stärkere Binnendiff­erenzierun­g vor. Am Konzept wird noch gefeilt.

Als neues Unterricht­sfach an allen Unterstufe­n des Landes hat gestern der Ministerra­t die „Digitale Grundbildu­ng“, die bisher nur als Pilotproje­kt existiert, eingeführt. Es obliegt den Schulen, ob die Materie als eigener Gegenstand oder fächerüber­greifend im Ausmaß von zwei Wochenstun­den angeboten wird. Als Benotung gib es bestanden/nicht bestanden.

Bildungsmi­nister Faßmann schlägt Alarm. Nur acht Prozent wechseln von einer NMS auf eine AHS

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