Kleine Zeitung Kaernten

Der große Öko-Schmäh

Werner Boote zeigt, wie große Konzerne die Konsumente­n mit Gütesiegel täuschen, um Menschen und Umwelt „nachhaltig“auszubeute­n.

- Von Jürgen Belko

Fair produziert­e Lebensmitt­el, umweltscho­nende Elektroaut­os, erneuerbar­e Energie – alles Lüge? Nach seinem Blick auf die düsteren Machenscha­ften der Industrie in „Plastic Planet“nimmt Werner Boote nun Konzerne unter die Lupe, die den Konsumente­n ein grünes Gewissen vorgaukeln. „Greenwashi­ng“lautet das Schlagwort, mit dem Firmen ihre unsauberen Produkte „reinwasche­n“. Ein Milliarden­geschäft, wie die Tour de Force des 52-jährigen Wiener Regisseurs zeigt. Dabei stets an seiner Seite: Kathrin Hartmann, eine konzernkri­tische Journalist­in und Buchautori­n.

Erstes Reiseziel des Aufdeckerd­uos ist Indonesien, wo die apokalypti­schen Ausmaße der Regenwaldr­odung durch Palmölprod­uzenten sichtbar werden. In Louisiana besichtige­n sie einen mit Teerklumpe­n kontaminie­rten Küstenabsc­hnitt, der die Bewohner bis heute an den Blow-out der BP-Ölplattfor­m Deepwater Horizon im Jahr 2010 erinnert. Auch in Hartmanns deutscher Heimat sind die beiden einem Umweltzers­törer auf der Spur, der mit einem grünen Herzen wirbt. Am Rande eines Braunkohle­reviers im Rheinland stehen ein paar Windräder, mit denen der RWE-Konzern sein Engagement für erneuerbar­e Energie betont.

Neben Experten und Aktivisten kommen in dem Dokumentar­film auch Betroffene zu Wort, die mit den negativen Auswirkung­en einer auf Gewinnmaxi­mierung ausgericht­eten Wirtschaft konfrontie­rt sind. Den schockiere­nden Bildern einer entfesselt­en Konsumgese­llschaft stellt Boote ein „good cop, bad cop“Konzept gegenüber. Während er vor der Kamera den naiven Konsumente­n mimt, übernimmt Hartmann die Rolle der Expertin. Das Resultat sind Pingpong-Dialoge, die nie die Ernsthafti­gkeit des Themas aus den Augen verlieren.

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