KÄRNTNER DES TAGES
Johann Steinwender (78) verfasste Buch über Stellenwert der slowenischen Sprache im Kärntner Landtag.
Johann Steinwender verfasste Buch über Stellenwert der slowenischen Sprache im Kärntner Landtag.
D ass er Geschichte liebt, merkt man sofort, wenn er seine eigene erzählt. Der Autor des Buches „Sprache und Nationalität im Kärntner Landtag 1848 bis 1934“, das durch die Wiedergabe zahlreicher Debatten die Dominanz der Deutschsprachigen belegt, hatte ein bewegtes Leben.
Der Jurist und Ingenieur der Elektrotechnik, der sein JusStudium neben seiner Arbeit im „Staatsdienst“bei der Bundesgebäudeverwaltung absolvierte, hätte eigentlich gerne Mathematik studiert. Doch dafür fehlte dem Vater, einem von Bleiburg nach Liesing ins Lesachtal versetzten Zöllner, das Geld. Die Mutter, die nach der Verschleppung ihres Vaters durch jugoslawische Truppen 1919 eine betont deutschnationale Gesinnung entwickelte, wollte, dass er die Matura machte. So war der kleine Johann, der in der Lesachtaler Volksschule zur Lehrerin wie alle „Du Lehrafräuln“sagte und drei Jahre lang drei Stunden täglich katholischen Religionsunterricht hatte, der Erste im Ort, der nach dem Krieg das Gymnasium besuchte.
E r maturierte 1958 in der Bundesgewerbeschule – heute HTL – in Klagenfurt. „Ich lerne leicht, auch heute noch“, sagt der begeisterte Bergsteiger, der neben dem Mont Blanc den Hohen Atlas und andere 4000er bestiegen und den Ortler überklettert hat. In der ersten Pensionswoche bezwang der ehemalige Kelag-Prokurist und Personalbereichsleiter, der auch „parteiloser“BetriebsratsobmannStellvertreter war, den Kilimandscharo. Und dann wollte der Vielgereiste, der Dolche aus Damaskus, Bajonette und einen für die Löwenjagd verwendeten Speer der Massai als Souvenir an der Wand hängen hat, schauen, „ob das Hirnkastl noch für ein Studium reicht“.
So belegte der Senior, der einen „Klagenfurter Sohn“, einen „Wiener Sohn“und eine Enkelin hat, Geschichte an der Alpen-Adria-Universität. Nach dem Bachelor-Abschluss wurde der Master-Titel durch eine Krankheit verhindert. „Mein Leben stand auf Messers Schneide“, sagt der Genesene, der sich wieder auf leichte Klettersteige wagt. So wurde aus der Masterarbeit das bei Hermagoras verlegte Buch.
Geschrieben in Steinwenders Bibliothek, wo neben einem Teil seiner insgesamt 6000 Bücher auch Ikonen und eine Lexer-Geige zu den Kost-
barkeiten gehören. Derzeit liest der sozialliberale „Kreisky-Sozialist“und überzeugte Agnostiker, der eine BuddhaStatue dem Kreuz vorzieht, die „Geschichte des österreichischen Fernsehens“. Ein Buch, das er nie lesen werde, sei der Koran auf Arabisch, den er in einem Antiquariat in Istanbul erstanden hat, sagt der Kunstfreund, der auch Werner Berg in seiner Sammlung hat.
A ls Erkenntnis aus seinem Buch formuliert er den Appell, die Nationalitätenfrage im 21. Jahrhundert nicht mehr so wichtig werden zu lassen wie sie es in den letzten beiden Jahrhunderten war. Sie solle von gegenseitiger Toleranz abgelöst werden.
Buchpräsentation durch den Autor am 12 März um 18 Uhr, Landhaus Klagenfurt, Grüner Saal.