Strategieanalytiker und Verantwortungsmanager
Habemus papam patriae! Nicht nur einen Landesvater, sondern einen Landespapa! Peter Kaiser ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass man mit Besonnenheit, Bescheidenheit und Beharrlichkeit höhere Siege erringen kann als mit Krach, Krawall und Kinderscheck! Erstaunlich ist auch, dass die, die noch vor fünf Monaten den Kopf über das empörend unverständliche Votum der Kärntner Bevölkerung bei den Nationalratswahlen geschüttelt haben, jetzt den Hut ziehen vor der richtungsweisenden Weisheit genau derselben Population: Bedingte politische Reflexe eben . . .
Aber sonst? Was wird von dieser Wahlbewegung übrig bleiben? Für mich vor allem zwei Worte – Worthülsen, genau genommen: Die „Strategieanalyse“war bisher einfach das Aufsagen von Umfrage-Ergebnissen – eine Art uneheliche Tochter der „Wählerstromanalyse“, deren Kriterien niemals hinterfragte Mythen der Wissenschaft sind. Welche „Strategie“kommt zum Vorschein, wenn man Wählerinnen und Wähler in Männer und Frauen teilt und das Wahlergebnis dementsprechend aufsplittert? Was hat das mit „Strategie“zu tun? ber da sich offenbar jedermann ab sofort „Strategieanalytiker“nennen kann, mache auch ich von diesem Selbstbenennungsrecht Gebrauch, und meine erste Strategieanalyse bezieht sich gleich auf das zweite neue Wort: Ein Wort, das ich 55 Jahre lang kein einziges Mal gehört habe, und wäre es drei Tage nach der Wahl aufgetaucht, sähe die politische Landschaft womöglich noch anders aus: Die „Verantwortungsmanagerin“könnte zum Synonym für den dramatischen Selbstmordtrieb einer Partei werden: Steigend auf so wie Gestirne, geh’n sie wie Gestirne nieder. „Verantwortungsmanagement“: Das klingt nach Maloche, nach harter, entbehrungsreicher Arbeit, wie sie ja für Ex-Spitzenpolitiker typisch ist: Einer glaubwürdiger als der andere! Die Strategie ist nicht schwer zu analysieren: Das verantwortungslose Verantwortungsmanagement ist die Heimzahlung einer schwer verletzten Sprengmeisterin. Nicht die/der erste in der Branche… ein neues Spiel, ein neues Glück im Unglück!
Sollte ich eines Tages als Schriftsteller dieses Landes abgewählt werden, weiß der Himmel, was aus mir werden soll. Aber eines gelobe ich: Nie, nie, nie werde ich Verantwortungsmanager!
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