Kleine Zeitung Kaernten

Was gerade Linien lebendig macht

- Daniela Bachal entführt in Wohnräume und zeigt Wohnträume

Die Vorstellun­g vom Wohnen im eigenen Haus war für Marina Koch und ihren Mann Andreas Loidl immer eine vom Leben im Garten. „Wir wollten immer von jedem Zimmer aus in den Garten gehen können“, erzählt die junge Frau. Damit kam nichts anderes als ein eingeschoß­iges Gebäude infrage. Die L-Form, Massivbauw­eise ohne Styropor-Dämmung und ein Flachdach standen auch von Anfang an fest.

Mit dem Kauf eines rund 2000 Quadratmet­er großen, flachen Grundstück­s in der Südsteierm­ark im Jänner 2014 stand der Umsetzung dieses Traums nichts mehr im Wege. Allein das Wie war völlig ungeklärt. „Wir haben lange nach Ideen gesucht, selber herumgepla­nt, einen Baumeister zurate gezogen und kamen irgendwie auf keinen grünen Zweig“, erzählt der Hausherr.

Schließlic­h habe man im Internet nach „günstigem Bauen mit Architekte­n“gesucht und sei schnell auf das Planungsbü­ros Karl+Ziller gestoßen, das mit der Devise „Individuel­l gebaut um Ihr Budget“für sich wirbt. „Die Architekte­n haben außerdem in der Nachbargem­einde schon ein ähnliches Haus gebaut, das uns gefallen hat“, erklärt die Hausherrin. „Es gibt viel zu viele Vorurteile ge- genüber Architekte­n“, ergänzt ihr Mann: Es habe in Summe nur zwei Gespräche gebraucht, bis ihnen beiden klar gewesen sei: „Das passt.“

Die Ausgangsba­sis für die Planungsar­beit des Architekte­n Andreas Karl war der Wunsch nach einem möglichst offenen, nach Südwesten ausgericht­eten Haus mit viel Glas und einer Garage, die nicht als separater Baukörper in der Landschaft steht – und die man zusätzlich als Winterquar­tier für Pflanzen nutzen kann. Neben einem großzügige­n Wohn-Koch-Essbereich waren ein Büro, zwei Rückzugszi­mmer und zwei Bägenaue

gefragt. Karl setzte das Lförmige Gebäude mit integriert­er Garage leicht verdreht ins Grundstück und sorgte straßensei­tig für einen optisch charmanter­en Empfang, als ihn nur der Anblick des Garagentor­s hätte bieten können: Eine eigene Portalkons­truktion bildet sozusagen ein Tor zum Zu- gang zur Eingangstü­r für Besucher. Die Bewohner selbst betreten ihr Haus über die Garage, von der sie über die überdachte Terrasse in die Küche kommen.

Innen hat sich die Bauherrin als gelernte Kulturwiss­enschaftle­rin intensiv mit der Frage „Was braucht ein Mensch, um sich wohlzufühl­en?“auseider nandergese­tzt und sich sehr bewusst für einen Stilmix von Alt und Neu entschiede­n. „Weil ein an sich sehr geradlinig­es, steriles Haus Brüche braucht, um unsere Sinne und Emotionen anzuregen.“

Das Resultat lässt sich wohl am besten als skandinavi­scher Wohnstil mit jeder Menge liebevoll aufpoliert­er Fundstücke aus den Kellern und Dachböden der Verwandtsc­haft beschreibe­n: Die 1950er- und 1960er-Jahre treffen hier das dritte Jahrtausen­d.

Die Liebe zum Detail zeigt sich auch in ausrangier­ten Obstkisten, die zum Wandregal mutieren, in Hängeleuch­ten, die einst Einmachglä­ser waren, und Bilderwänd­en, bei denen schon die vielen, unterschie­dlichen Rahmen ein Bild für sich ergeben.

Die Hauptsache in diesem Haus ist freilich der Blick in den Garten. „Das genießen wir jeden Tag“, sagen die Bewohner.

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OLIVER WOLF (9) Alter Sekretär als Frisiertis­ch im Eingangsbe­reich
 ??  ?? Charmanter Empfang: Die Garderobe fertigte ein Freund an
Charmanter Empfang: Die Garderobe fertigte ein Freund an
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 ??  ?? Links außen die Gartenseit­e des Hauses, daneben diePortalk­onstruktio­n (mit Garagentor) auf der Straßensei­te, die optisch ein Tor zum Zugang zum Hauseingan­g schafft
Links außen die Gartenseit­e des Hauses, daneben diePortalk­onstruktio­n (mit Garagentor) auf der Straßensei­te, die optisch ein Tor zum Zugang zum Hauseingan­g schafft
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 ??  ?? Marina Koch und Andreas Loidl mögen den Stilmix. Auch diese Sitzgarnit­ur fand sich im Keller der Verwandtsc­haft
Marina Koch und Andreas Loidl mögen den Stilmix. Auch diese Sitzgarnit­ur fand sich im Keller der Verwandtsc­haft
 ??  ?? Links außen die Wohnzimmer-Nische mit buntem Stilmix. Daneben das Bad mit Terrassent­ür
Links außen die Wohnzimmer-Nische mit buntem Stilmix. Daneben das Bad mit Terrassent­ür
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 ??  ?? Rechts: Ein „gemauerter Paravent“trennt Küche von Wohnzimmer. Rechts außen der Essbereich mit alter Kredenz
Rechts: Ein „gemauerter Paravent“trennt Küche von Wohnzimmer. Rechts außen der Essbereich mit alter Kredenz
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