Innenwelt und radikale Körperlichkeit
„Egon Schiele. Die Jubiläumsschau“im Wiener Leopold Museum unternimmt einen Rundgang durch ein monumentales Werk.
noch neue Aspekte abringen? Die Albertina inszenierte Schiele im Vorjahr als „Ethiker und Moralisten“; im Leopold Museum streift der Besucher nun durch Themenlandschaften und Entwicklungsphasen des Künstlers. Dem „Selbst“und dem „Ich“, der Auseinandersetzung mit den eigenen Innenwelten und radikaler Körperlichkeit also, sind zentrale Räume gewidmet, detto seinen Landschaften und Städtebil- dern, der Spiritualität, den Frauen, der obsessiven Beschäftigung mit der kindlichen Erotik. Zumindest eine chronologische Ahnung ergibt sich aus dieser Anordnung, parallel dokumentieren ausgestellte Notizen, Briefwechsel und Fotografien die Biografie des Künstlers.
„Beneidet die, welche in Allem in der Welt Schönes sehen“, schrieb Schiele 1912 in sein Tagebuch. Im selben Jahr kam er wegen Verdachts auf EntfühKünstler
Zur Ausstellung
Die Jubiläumsschau kombiniert 100 Jahre nach dem Tod des Künstlers (1890–1918) Papierarbeiten, Gemälde und zahlreiche Archivalien. Alle drei Monate wechselt die Schau aus konservatorischen Gründen den Bestand der zu sehenden Zeichnungen und Aquarelle.
bis 4. November. Tägl. außer Di., 10–18 Uhr, Do. bis 21 Uhr. leopoldmuseum.org
rung einer Minderjährigen, Schändung und Verletzung der Sittlichkeit ins Gefängnis (und wurde später rehabilitiert). Es blieben sechs Jahre, Bahnbrechendes zu schaffen. 1918 starb Schiele kurz nach seiner Frau Edith an der spanischen Grippe. Die Jubiläumsschau nun präsentiert ein Werk, dessen emotionale Intensität, Fragilität, sinnliche Körperlichkeit noch immer neue Facetten zeigt, derart betörend gefasst umso mehr.