Kleine Zeitung Kaernten

Gasthäuser in Gefahr.

Imbissbude­n und Lieferdien­ste setzen Traditions­betrieben zu. Warum die Gasthäuser ernsthaft in Gefahr sind.

- Von Markus Sebestyen Die Veränderun­g

Wirte erläutern, wie Imbissbude­n und Lieferdien­ste Traditions­betrieben zusetzen.

Ich kämpfe weiter“, lässt Lamplwirt Robert Knapp keine Zweifel aufkommen. Der Gastronom aus Ebenthal hat ein Sanierungs­verfahren hinter sich. Die Schulden lagen bei über einer halben Million Euro. Die Aussichten für seine Zunft sieht der Traditions­wirt unter schlechten Vorzeichen. „Der Prozess hat vor Jahren begonnen und wird immer extremer. Das Gasthausst­erben ist sicher noch nicht zu Ende“, prophezeit Knapp. Die Herausford­erungen seien ebenso vielfältig, wie die Probleme, die die Branche heimsuchen. Da wäre die Debatte um rauchende und nichtrauch­ende Gäste oder Auflagen rund um die Sparverein­e. „150 Sparer waren mit einem Schlag weg. So etwas ist kaum zu verkraften“, sagt Knapp.

Verändert habe sich aber auch die Gesellscha­ft. Früher hätten die Menschen den Weg ins Gasthaus gesucht, um zu diskutiere­n, zu streiten und zu lachen. „Jetzt machen sie das Zuhause im Internet und trinken dabei ihre Kiste Bier um zwölf Euro“, sagt Knapp. Ein Preis, mit dem man so oder so nie mithalten habe können. Doch was bleibt einem Wirt vom großen Bier? Beim Lamplwirt kostet es 3,40 Euro. Mit Umsatzsteu­er liegt man bei 2,82 Euro, der Einkaufspr­eis liegt bei einem Euro. „Nach Abzug von Personal und Betriebsko­sten bleiben mir zwischen 50 und 70 Cent pro Bier“, sagt Knapp.

der Gesellscha­ft hat laut Wirtschaft­skammer noch weitere Ebenen. Das Essverhalt­en habe sich grundlegen­d geändert und würde Lieferdien­sten und Imbissbude­n entgegenko­mmen. „Gasthäuser und Gasthöfe sind dadurch in Gefahr und müssen reagieren. Wir bemerken eine Verschiebu­ng von traditione­llen Betrieben Richtung Klein- und Kleinstbet­riebe“, sagt Guntram Jilka, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwi­rtschaft.

Ein gut gehender Betrieb braucht 100 bis 150 Portionen am Tag, um Überleben zu können. Außer Frage steht, dass Essen etwas kosten müsse. „Alles unter acht Euro ist nicht viel mehr als Kleingeldw­echseln. Menüs um 5,90 bringen niemanden weiter“, sagt Jilka. Zumal man in Kärnten ohnehin 20 bis 30 Prozent unter dem Preisnivea­u nördlich der Alpen sei.

Nicht nur Traditions­betriebe, auch Neulinge kämpfen. Die Pleitequot­e liegt bei 40 Prozent. Wer sich ins Haifischbe­cken Gastronomi­e wagt, sei ohne Plan zum Scheitern verurteilt. „Kalkuliere­n ist entscheide­nd. Ein guter Gast ist noch kein guter Gastronom und Kochshows im Fernsehen zu schauen reicht auch nicht aus“, sagt Jilka. Um Kosten zu sparen, verringern viele Wirte ihre Öffnungsze­iten. Auch Knapp hat von einer Sieben-Tage-Woche auf fünf Tage reduziert. 60 Stunden Arbeit pro Woche seien ihm aber auch so noch geblieben: „Man muss auch Masochist sein, wenn man Wirt sein will.“

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