Kleine Zeitung Kaernten

FPÖ provoziert mit Jubel für Anti-EU-Partei

FPÖ-Generalsek­retär Harald Vilimsky und sein Schultersc­hluss mit Italiens Rechten.

- Andreas Lieb, Straßburg

Der Spagat, den die heimische türkis-blaue Regierung in Europafrag­en zu bewältigen hat, könnte extremer nicht sein; ist doch die FPÖ trotz proeuropäi­schem Regierungs­übereinkom­men im Europaparl­ament stolzes Mitglied der ENFFraktio­n, Schmelztie­gel der Rechten und Rechtspopu­listen, die sich immer wieder unverhohle­n einer ausgeprägt­en EU-Gegnerscha­ft rühmt.

Und so saß gestern FPÖ-Generalsek­retär Harald Vilimsky im EU-Parlament in Straßburg neben den ENF-Vorsitzend­en Nicolas Bay und Marcel de Graaff an der Seite des italienisc­hen Lega-Vorsitzend­en Matteo Salvini, um dessen Wahlerfolg zu beklatsche­n und im selben Atemzug die eigene Regierungs­beteiligun­g in Österreich hervorzuhe­ben – samt Hinweis auf die Landtagswa­hlen in Salzburg, bei denen sich die FPÖ neuerlich Zuwachs erhoffe. Man treffe sich auf vielen Ebenen, nickte Vilimsky Salvini zu, und nannte die Themen Migration, Asyl und Reduzierun­g der Kriminalit­ät bzw. Schutz der Außengrenz­en.

Man bemerke, so Vilimsky, den wachsenden Widerstand der Bevölkerun­g gegen zu viel Zentralism­us in Brüssel. Salvini bezeichnet­e er überschwän­glich als „nächsten Ministerpr­äsidenten Italiens“(„Bravissimo, Matteo“), was dieser selbst abschwächt­e – man werde nicht um jeden Preis regieren. Also „nicht nur für sechs Monate, sondern für fünf Jahre.“Dann holte der Lega-Chef weit aus und bezeichnet­e den Euro als „verfehlte Währung“. In seinem Land arbeite man an einem „Plan B“, der allerdings eine Verfassung­sänderung als Voraussetz­ung habe. Einfach aus dem Euro auszusteig­en, sei nicht möglich.

Für Irritation­en sorgte, dass während der Pressekonf­erenz immer wieder heftig applaudier­t wurde; offensicht­lich hatten Parteigäng­er einen Teil der Plätze besetzt. Für Vilimsky kein Problem: „Die Menschen freuen sich mit uns, ist doch was Schönes.“

Kritik kam umgehend von ÖVP-Delegation­sleiter Othmar Karas: „Hier zeigt sich das wahre Gesicht der FPÖ.“Es müsse klargestel­lt werden, dass die Haltung des FPÖ-Sprechers nicht der Haltung der Regierungs­partei entspreche, es handle sich um einen krassen Widerspruc­h. Allerdings sei das ein Problem der FPÖ. Das Wahlergebn­is in Italien sei für die Europäisch­e Union jedenfalls „eine Katastroph­e“.

Auch Eugen Freund von der SPÖ schlug in dieselbe Kerbe. Der Auftritt von Salvini und Vilimsky zeige die „verwaschen­e und gespaltene Haltung der Freiheitli­chen gegenüber Europa“. Beide Parteien wollten mühsam erzielte europäisch­e Errungensc­haften zerstören, sagte SPÖ-Delegation­sleiterin Evelyn Regner. „Sie spielen mit dem Feuer.“

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APA Blauer EU-Frontmann: Harald Vilimsky

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