Die Frauenrepublik als Vorbild
Die
Initiatorinnen des Frauenvolksbegehrens können zufrieden sein, auch wenn manche Unterschrift mehr ein Protestsignal gegen die neue Bundesregierung ist als ernst gemeinte Solidarität mit Frauenrechten.
Doch die Gefahr, dass ihre Forderungen im Parlament formal und schmerzlos schubladisiert werden, kann nur durch öffentlichen Druck verhindert werden und der wird mit steigender Unterschriftenzahl erhöht. Die Verlängerung der Eintragungsfrist bis 4. April soll dazu dienen, die derzeit drei Prozent Unterstützung aus der Bevölkerung in Richtung elf Prozent aus dem Jahr 1997 zu heben.
Was möglich wäre bei der Sichtbarkeit von Frauen in der Politik, zeigt ein Blick zum großen Nachbarn. In Deutschland werden erstmals beide Regierungsparteien CDU und SPD von Frauen geführt. Angela Merkel und Andrea Nahles haben das größte deutsche Nachrichtenmagazin, den „Spiegel“, sogar „Die Frauenrepublik“titeln lassen und das ist weder ironisch noch bedrohlich gemeint.
Auch das Kabinett ist selbstverständlich halbehalbe. Einzig die CSU, der kleine bayrische Bruder der CDU, sorgt für einen Ausreißer. Drei Regierungsämter, drei Männer, null Frauen. Ohne die Bayern wären die Frauen rund um Merkel sogar in der Überzahl. Die Börsenkurse blieben trotzdem stabil.
Die geografische Nähe Bayerns zu Österreich lässt den Verdacht zu, dass hohe Berge den Blick auf gesellschaftliche Veränderungen verstellen. Doch die Verteilung der Unterstützung des Frauenvolksbegehrens in Österreich zeigt: Vorbilder wirken.
Eine Recherche der Plattform „Addendum“ergab überdurchschnittlich hohe Unterstützung in Innsbruck. Die Tiroler Hauptstadt wird seit 2002 von Frauen regiert. Zunächst von Hilde Zach und bis heute von Christine Oppitz-Plörer.
Am
22. April könnte die weibliche Herrschaft zu Ende gehen. Aber bis dahin haben bereits viele junge Frauen gesehen, was Frauen ganz selbstverständlich können, und nehmen sich hoffentlich daran ein Vorbild.
lehrt Politikwissenschaften an der Fachhochschule Kärnten
„Ohne die Bayern wären die Frauen rund um Merkel sogar in der Überzahl. Die Börsenkurse blieben trotzdem stabil.“