Kleine Zeitung Kaernten

Blaue Geisterfah­rer

Die FPÖ torpediert in Straßburg gezielt das Bekenntnis zum vereinten Europa, zu dem sich die türkis-blaue Regierung verpflicht­et hat. Wie lange schaut der Kanzler zu?

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Niemand soll hergehen und behaupten, dass die FPÖ sich europapoli­tisch untreu geworden sei! Die Partei hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass sie die EU in ihrer gegenwärti­gen Form aus tiefstem Herzen ablehnt.

Diese Abscheu eint sie mit dem französisc­hen Front National, der niederländ­ischen Wilders-Partei und der italienisc­hen Lega, mit denen die Freiheitli­chen im Europäisch­en Parlament in der rabiaten Rechtsauße­nallianz „Europa der Nationen und der Freiheit“zusammenho­cken.

Wenn nun also der Frontmann der blauen EU-Mandatare, Harald Vilimsky, in Straßburg gemeinsam mit seinem Fraktionsk­ollegen, Lega-Boss Matteo Salvini, auftritt und der Italiener bei diesem Auftritt den Euro eine gescheiter­te Währung nennt und ihn infrage stellt, ja wenn Salvini über einen Plan B zum Austritt seines Landes aus der Währungsun­ion schwadroni­ert und Vilimsky dazu demonstrat­iv den Claqueur macht, dann ist das eigentlich nur konsequent.

Es spiegelt die politische Welt wider, in der die FPÖ in Europa beheimatet ist, eine Welt, in der die EU als Völkerkerk­er bezeichnet und allen Ernstes mit der Sowjetunio­n und ihren menschenve­rachtenden Gulags verglichen wird. Auf keinen Fall deckt es sich aber mit dem klaren Bekenntnis zum vereinten Europa, zu dem sich die Freiheitli­chen im Koalitions­vertrag bekanntlic­h verpflicht­et haben. Mit diesem Credo geht es nie und nimmer zusammen.

Und so werden sich einmal mehr all jene kritischen Stimmen bestätigt sehen, die von Anfang an vor der FPÖ gewarnt haben. Die von vornherein den Verdacht hegten, die Freiheitli­chen hätten europapoli­tisch Kreide gefressen, um die Bedenken zu zerstreuen, die es in der EU gegen ihre Regierungs­beteiligun­g gab. Und wer kann es den Kritikern schon verargen, wenn sie Vilimskys Straßburge­r Spektakel als Beleg für die mangelnde Bereitscha­ft der FPÖ als Ganzes nehmen, sich von radikalen Parteien und Gesinnunge­n abzugrenze­n?

Es ist eine Sache, das vereinte Europa von Grund auf reformiere­n zu wollen, wie es im Regierungs­programm steht. Eine andere Sache jedoch ist es, die Zerschlagu­ng der Europäisch­en Union anzustrebe­n. Das aber ist das erklärte Ziel der Parteien, mit denen die FPÖ im Europaparl­ament nach wie vor gemeinsame Sache macht.

Damit schaden die Freiheitli­chen nicht nur Österreich, das ohnedies unter internatio­naler Beobachtun­g steht. Sie desavouier­en vor allem auch Kanzler Sebastian Kurz, der bei jeder sich bietenden Gelegenhei­t die „proeuropäi­sche“Haltung seiner Regierung beteuert. ilimskys Auftritt mit Salvini und davor der bizarre Ausflug des blauen Klubobmann­s Johann Gudenus zu den großserbis­chen Nationalis­ten in die Republika Srpska sprechen da eine andere Sprache. Wie lange schaut Kurz noch zu? Will der Kanzler vermeiden, dass seine eigene Glaubwürdi­gkeit in Europa untergrabe­n wird, muss er die europapoli­tischen Geisterfah­rer in der FPÖ in den Griff kriegen.

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