„Stellt euch die Maria vor, wie sie sich auszieht“
Wenn eine 14-Jährige von einem Lehrer sexuell belästigt und in der Schule nicht geschützt wird, läuft noch vieles schief.
Sie
wurde eingeschüchtert und hat ihr Lachen verloren. Eine 14-jährige Schülerin, die sich von einem um Jahrzehnte älteren Lehrer anhören musste, dass er sie liebe. Wie auch anderes, das protokolliert vorliegt. Und wie reagierte das Umfeld in der Schule? Wie wird heute darauf reagiert, wenn ein Lehrer im Unterricht 14-jährigen Burschen und Mädchen sagt, sie sollten sich einmal ihre Mitschülerin Maria (Name geändert) vorstellen, wie sie sich auf dem Lehrertisch Kleidungsstück für Kleidungsstück aus- zieht, bis sie nackt vor allen auf dem Tisch steht?
Nein, es wurde in diesem Fall nicht der Lehrer sofort aus der Klasse entfernt, sondern dem Mädchen angeboten, die Klasse zu wechseln. Ein Mädchen, das früher gerne in die Schule ging und jede Freude verloren hat.
Eine steirische Frauenpolitikerin hat ja nun über diesen Fall gemeint, es müsse „immer klar sein, dass die Betroffenen niemals schuld sind“. Schuld? Was soll da suggeriert werden? Dass sich ein Mädchen zu wehren weiß und einen Lehrer in die Schranken weisen soll? Oder dass die „Betroffene“mit einem aufreizenden Minirock bekleidet war? War sie nicht und es spielt auch keine Rolle.
Was muss sich eine Schülerin bei all diesen Reaktionen denken, ein Mädchen, das nicht mehr in die Schule gehen woll- te, um den Belästigungen nicht mehr ausgesetzt zu sein. Und dessen Eltern sich wohl fragen werden, wie jemand auf die Idee kommen kann, die Frage nach der Schuld zu stellen. Was
eine von den Eltern hinzugezogene Richterin meint? Sie sei, sagt sie, fassungslos, dass im Jahr 2018 in einem solchen Fall noch zunächst „gemauert“werde und nicht sofort und ohne Druck von außen Konsequenzen gezogen würden.
Ein beschämender Einzelfall? #MeToo lässt grüßen.