Bloßstellung im Netz: Betriebe wehren sich
Anwälte werden immer öfter wegen Grenzüberschreitungen in sozialen Medien tätig. Gast musste diffamierendes Posting über Wirt löschen.
Soziale Medien werden gerne für Werbung genutzt. Aber leider auch für Diffamierungen. „Immer mehr Firmen und Privatpersonen suchen anwaltlichen Rat, weil sie nicht wissen, wie sie sich gegen unzulässige Unmutsäußerungen im Internet wehren können“, sagt Anwältin Julia Klatil aus Villach.
Sie hatte in den letzten Jahren einige solcher Fälle: Etwa einen Restaurantbesitzer, der auf Facebook von einem Gast bloßgestellt wurde. „Das war keine Kritik am Essen, sondern eine Beleidigung. Der Gast stellte den Wirt öffentlich als Alkoholiker hin“, sagt Klatil. Der Face- book-Eintrag wurde von vielen anderen Gästen gelesen. „Das war kreditschädigend“, so Klatil, die auch TÜVzertifizierte Datenschutzbeauftragte ist. Nach einem Anwaltsbrief samt Klagsdrohung „zahlte der Gast dem Wirt 3750 Euro Entschädigung und löschte die Beleidigung von seiner Seite“, erklärt Klatil. „Weil das Posting aber oft geteilt wurde, ist es immer noch im Internet. Ganz entfernen, lässt sich so etwas nie.“
Natürlich sei nicht alles klagbar, was einen stört: „Ein Online-Medium machte Testkäufe von Blumen. Eine Gärtnerei wurde dabei an letzte Stelle gereiht, weil die Rose angeblich nicht schön war“, schildert Kla- til. „Die Gärtnerei wollte sich rechtlich dagegen wehren. Doch das war nicht möglich. Denn das Ranking war eine freie Meinungsäußerung.“
Wer seine Bewertung sachlich begründet, brauche keine Angst vor Klagen zu haben: Angemessene Kritik muss jeder aushalten. „User dürfen aus ihrer Kritik nur keine Beleidigung oder üble Nachrede machen.“Das kann teuer werden.
Oft sei den Leuten nicht klar, welche enormen Reichweiten sie auf Facebook hätten. Klatil: „Wenn etwa eine Fanpage 1272 ,Gefällt mir‘ hat, ist das im Durchschnitt mit je 200 Freunden zu multiplizieren. Das entspricht einer möglichen Reichweite von 254.400 Personen, die das Posting sehen können.“Bei Werbung sei das nützlich, bei Unmutsäußerung schädigend.