OMV investiert zehn Milliarden in Zukäufe
OMV-Chef Rainer Seele präsentiert ein umfassendes Wachstumsprogramm für die nächsten sieben Jahre.
Die
OMV wird in den nächsten fünf Jahren ihren bisher stark auf Europa fokussierten Radius massiv erweitern und in den Mittleren Osten und asiatisch-pazifischen Raum expandieren. Zehn Milliarden Euro will der Öl- und Gaskonzern dafür in den nächsten sieben Jahren locker machen. Das Geld soll in Zukäufe fließen und kommt aus der eigenen Kasse.
Speziell die hochprofitablen Gasförderungen mit der Gazprom in Russland sind dafür eine Voraussetzung. Nach mehreren Verzögerungen soll noch heuer der Tausch von Anteilen am sibirischen Gasfeld Achimov-Urengoj gegen Anteile an der OMV Norwegen unter Dach und Fach gebracht werden.
OMV-Boss
Rainer Seele kündigte bei einer Investorenveranstaltung in London auch weitere Russlandprojekte an, allerdings ohne weitere Details nennen zu wollen. Die Priorität liege aber nicht mehr in Russland, so der OMV-Boss. Die neue Strategie bis 2025 sieht vor, die Öl- und Gasproduktion von zuletzt fast 400.000 Barrel täglich auf mindestens 600.000 Barrel zu steigern. Eine besonders große Rolle in den Wachstumsplänen soll die hochprofitable Petrochemie spielen. Das bedeutet: Die OMV will nicht nur viele möglichst einfach auszubeutende Gas- und Ölquellen kaufen, sondern künftig auch mehr Raffinerien betreiben. Nach 2024 soll dann auch ein Ausbau der Raffinerie in Schwechat auf die Agenda kommen.
Seele sieht dieses „neue Kapitel in der OMV-Strategie“nicht im Konflikt mit den wachsenden Klimaproblemen und möglicherweise verschärften politischen Maßnahmen. „Das ist eine Riesenchance für Gas. Massiven Druck wird es auf Kohle, auch Öl, vor allem Heizöl geben.“
Ziel sei, Europas größter Gaslieferant zu werden. Dafür ist zwar die politisch noch lange nicht durchgewunkene Pipeline Nordstream II elementarerer Teil der Strategie. „Die müssen wir aber nicht umschreiben, wenn die Nordstream II nicht kommt,“so Seele. Der Produktmix wird sich nach den Plänen des Vor- stands schon rasch deutlich ändern. Die Kapazitäten für die Produktion von Flugbenzin und Petrochemie werden bereits bis 2020 verdoppelt. Zu Lasten geht das von schwerem Öl etwa für die Schifffahrt und Heizöl.
Wie groß schon jetzt die Bedeutung der PetrochemieTochter Borealis ist, erläutert Vorstand Manfred Leitner: „Obwohl wir nur 36 Prozent Anteil an der Borealis haben, hat sie 400 Millionen Euro zum Ergebnis beigetragen.“In Summe hatte die OMV 2017 unter dem Strich 853 Millionen Euro verdient. Kosteneinsparungen von hundert Millionen Euro jährlich, kündigt Finanzchef Reinhard Florey bis zum Jahr 2020 an.
Bei der Förderung
von Gas und Öl hat Priorität, dass sehr schnell Geld sprudelt. Dass die Entwicklung komplexer Projekte etwa in der Tiefsee, wie das im Schwarzen Meer, erfolgt, hat künftig Nachrang. Vorstand Hans Pleininger stellt für 2025 eine Verdoppelung der verfügbaren Gas- und Ölreserven in Aussicht.