Kleine Zeitung Kaernten

Getrübter Blick

- Dr. Bernd Sandrieser, Klagenfurt

Außensicht „Nach dem Absturz ist die Rache süß“, 12. 3.

Peter Huemer ist eine publizisti­sche Autorität. Von einer solchen erwartet man Augenmaß und Faktentreu­e. Darum verwundert, dass in seinem Text zum Absturz der Grünen manches Faktische ungesagt bleibt, wohl aber autoritär anmutende Urteile gefällt werden. Gesagt werden muss nämlich, dass für den Absturz der Grünen (lange vor der fiesen Novomatic-Aktion) vor allem die fehlende Konfliktfä­higkeit, mündend in eklatante Führungssc­hwäche, der Ex-Bundesobfr­au verantwort­lich war.

Huemer fixiert die Talfahrt der Grünen zeitlich mit den ÖH-Wahlen 2017. Der damaligen Vorsitzend­en der Jungen Grünen werden von Huemer die folgenden Attribute umgehängt: Sie habe „nicht kapiert“, Grund sei ihr „Intelligen­zmangel“, wohl auch „Fanatismus“. Logisch scheint daher: „Sie flog bei den Grünen raus.“Integratio­nsbemühung­en? Fehlanzeig­e. Das Vorgehen betraf im Vorjahr also eine junge Unangepass­te. Ein unangepass­ter Alter flog etliche Zeit vorher hinaus: Voggenhube­r.

Im Beitrag wird noch jene grüne Kärntner Landtagsab­geordnete abgeurteil­t, die sich mit eigener Wahlliste abspaltete: Sie wurde wohl „zu recht abgewählt“und sei nicht „mit einem Funken Verstand“ausgestatt­et. Hui – da saust das Urteilssch­wert hernieder! Man ist ja bestinform­iert. Dass manches Urteil auch als blankes Vorurteil erscheint, das sieht ein getrübter Blick nicht.

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