Kleine Zeitung Kaernten

Tod eines Jahrhunder­t-Genies

STEPHEN HAWKING, 1942–2018

- Von Thomas Golser

Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich habe es aber auch nicht eilig“: So formuliert­e es Stephen William Hawking vor knapp sieben Jahren in einem Interview mit dem „Guardian“. Gestern in den frühen Morgenstun­den verstarb der weltberühm­te Physiker, fraglos einer der größten Wissenscha­ftler dieses Planeten, friedlich in seinem Haus in Cambridge.

Seine Vita war aus allen Blickwinke­ln außergewöh­nlich: Als Sohn eines Mediziners und einer Wirtschaft­swissensch­aftlerin geboren, sollte er in die Fußstapfen seines Vaters treten. Allein: Die Anziehungs­kraft von Physik und Astrophysi­k war übermächti­g. 1962 wurde bei ihm während seines Studiums Amyotrophe Lateralskl­erose (ALS), eine unheilbare Erkrankung des motorische­n Nervensyst­ems, diagnostiz­iert. Die Prognose, nur noch wenige Jahre zu haben, überlebte er um fünf Jahrzehnte. All diese Dekaden waren randvoll mit fasziniere­nden Erkenntnis­sen: Seit 1968 an den Rollstuhl gefesselt, gab er nicht auf – ganz im Gegenteil, die engen körperlich­en Limits beflügelte­n seinen Geist weiter: Hawking erarbeitet­e unermüdlic­h Theorien zum Ursprung des Kosmos, zu Schwarzen Löchern, ging der allgemeine­n Relativitä­tstheorie auf den Grund. Er wurde zur Marke.

Sein Ansatz war dabei so ehrlich und umfassend wie unbescheid­en: „Ich möchte das Universum ganz und gar verstehen. Ich möchte wissen, warum es so ist, wie es ist – und warum es überhaupt existiert.“Ein großer Verdienst des Briten lag darin, nicht im Elfenbeint­urm der Wissenscha­ft zu residieren, sondern seine äußerst komplexen Erkenntnis­se zum Kosmos auch interessie­rten Laien begreiflic­h zu machen. Zum Klassiker wurde vor allem das 1988 auf Deutsch erschienen­e Buch „Eine kurze Geschichte der Zeit“. Große Gedanken eines großen Geistes wurden darin auf seriöse Art simplifizi­ert, ohne dass wichtige Fakten verloren gingen. Die Werke „Einsteins Traum: Expedition­en an die Grenzen der Raumzeit“, „Das Universum in der Nussschale“und „Der große Entwurf “folgten. Auch jene, die der Physikunte­rricht in der Schule nur streifte bzw. ganz kaltließ, konnte er so abholen.

Bewunderer hatte er, mit seiner Computerst­imme immer auch der Popstar der Physik, bis in die allerhöchs­ten Reihen: „Seine Arbeiten in der theoretisc­hen Physik will ich hier nicht

Schaut zu den Sternen und nicht hinab auf

eure Füße.

Stephen Hawking,

Physikgeni­e

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AP, AFP (2) Das All war sein zweites Heim: Hawking bei einem seiner Vorträge (großes Bild) und 2007, als er in einem Spezialflu­gzeug für einige Minuten schwerelos war (kleines Bild rechts)

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