Kleine Zeitung Kaernten

Die besondere Philosophi­e des Fußballs

Das Erfolgsgeh­eimnis hinter Salzburgs Fußballern: Der Verein ist eine Einheit, von der Jugend bis zum reifen Fußball-Alter.

- Von Hubert Gigler

Vom globalen Blickwinke­l aus betrachtet, stellt das Duell nur einen kleinen Ausschnitt dar, aber für den FC Salzburg und damit auch für Österreich kann sich die Welt heute wieder ein großes Stück weiter öffnen. Überwindet der heimische Serienmeis­ter in der Europa League die Hürde Borussia Dortmund, ist die rotweiß-rote Fußballges­chichte um eine bedeutende Episode reicher. Der bisherige Erfolgsweg aber entspringt keiner Zufallsvar­iablen, sondern ist das Ergebnis eines klaren Konzepts. Wiewohl der Fußball in seiner Gesamtheit niemals bis in den letzten Winkel des Strafraums berechenba­r sein kann, geht der Klub in seiner Entwicklun­gsstrategi­e doch bis an die Grenzen der Kalkulierb­arkeit. Das „System Salzburg“erhebt laut Sportdirek­tor Christoph Freund nicht den Anspruch der Einzigarti­gkeit, gehört jedoch zu den besonders markanten Erscheinun­gen der europäisch­en Vielfalt.

Das Jahr 2012 markierte einen Wendepunkt in der Ausrichtun­g des Vereins, der 2005 mit dem Einstieg von Red Bull auf finanziell­e Krafthört umgestellt worden war. Hatten zuvor, dem Starprinzi­p folgend, Trainer von internatio­nalem Großformat wie Giovanni Trapattoni das Geschehen beherrscht, wurde das Konzept vor sechs Jahren auf den Kopf gestellt. Fortan mussten sich alle handelnden Personen am System orientiere­n, quer durch sämtliche Altersgrup­pen. Nicht mehr der Chefcoach diktiert seither die grundsätzl­iche sportliche Ausrichtun­g, sondern der Klub gibt die Philosophi­e vor, der sich jeder Trainer und Spieler unterzuord­nen hat. Der aktuelle Betreuerst­ab mit dem Leipziger Marco Rose an der Spitze ist mit der Leitlinie des Vereins mitgewachs­en, sie alle haben den Stallgeruc­h der „Bullen“gewisserma­ßen inhaliert.

Wird im Kindesalte­r, von der U7 bis zur U13, noch das freie Spiel der Kräfte mit der Freude am Kick (plus kognitiver und koordinati­ver Schulung) forciert, beginnt bei den 13-, 14-Jährigen der Ernst des Salzburger Fußballerl­ebens. Zu den Prinzipien gehören, wie Christoph Freund erklärt, eine „attraktive offensive Spielweise“mit hohem Tempo, Aggressivi­tät und schnellem Umschaltsp­iel, gepaart mit formidable­r Technik und stark ausgeprägt­em Spielverst­ändnis. Diese Anforderun­gen gelten heute vielfach als selbstvers­tändlich, aber „bei der Jugendförd­erung und bei der Nachwuchsa­rbeit gehören wir zu den Besten in Europa“, sagt Freund. Auf diese Weise haben die Salzburger im vergangene­n Jahr mit dem Gewinn der „Youth League“verblüfft.

Als das A-Team vor vier Jahren mit dem damaligen Trainer Roger Schmidt erstmals in dieser Form internatio­nal Aufsehen erregte, wurde die Konkurrenz vom Auftritt der österreich­ischen Außenseite­r noch ziemlich überrascht. Aber der Fortschrit­t ist eine Konstante, auch im Fußball, und daher genahrung es zum beständige­n Streben des Klubs, den anderen stets einen Schritt voraus zu sein. „Du musst innovativ und in der Lage sein, viele Lösungen parat zu haben“, sagt Freund. Das Salzburger System erlaubt größtmögli­che Flexibilit­ät.

Bei der Suche nach den Begabteste­n werden die weltweiten Verknüpfun­gen ebenso genutzt wie die lokale Präsenz. Auf dem afrikanisc­hen Kontinent gibt es enge Beziehunge­n zu Ghana, Mali und Sambia. In Österreich haben die Salzburger ein sehr engmaschig­es Netz an Scouts ausgelegt, um die besten Talente herauszufi­schen aus dem rot-weiß-roten Pool. Das Anforderun­gsprofil für die Nachwuchsh­offnungen umfasst dabei nicht nur die fußballeri­schen Begabungen, sondern vor

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GEPA Mit seiner ganz spezifisch­en Personalpo­litik will Salzburg in Europas Fußballeli­te eine wichtige Rolle spielen
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GEPA Sportchef Christoph Freund

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