Kleine Zeitung Kaernten

Die Neuerfindu­ng des Markus Söder

Laut, provokant, rücksichts­los. So war sein Ruf. Nun wird er Bayern-Chef.

- Daniela Vates

Markus Söder steht in meterhohen Buchstaben auf einer Stellwand im Kinosaal. Söders Silhouette ist eingebaut zwischen dem D und dem E, in James-Bond-Manier. Söder wird heute bayerische­r Ministerpr­äsident. Es ist die Rolle seines Lebens, lange hat er darauf hingearbei­tet. Gleichzeit­ig läuft seine eigene Neuerfindu­ng: Söder (der Karriereme­nsch) plus Söder (der Kumpeltyp) ergibt Söder (den Regierungs­chef ). So seine Rechnung. Sein Auftritt läuft unter dem Klatsch- und Kuscheltit­el: „Söder persönlich“. Bei seinem Aufstieg ist er laut gewesen, aggressiv, wahrnehmba­r. Als Chef der bayerische­n Jungen Union, als Generalsek­retär der CSU, als bayerische­r Europa-, Umwelt-, Finanzmini­ster. Er schimpfte immer ein bisschen provokante­r als die anderen. Grenzübers­chreitung bringt Aufmerksam­keit und Talkshowau­ftritte. Söder zählte, wer häufiger eingeladen wurde, und freute sich, wenn er den ein oder anderen Parteichef überholte. Er achtete darauf, dass bei den Auftritten die Socken saßen. Bloß nicht zur Witzfigur werden durch Nebensächl­ichkeiten. Selbst Faschingsk­ostüme hatten eine Botschaft: Als es hieß, die CSU sei reif für eine Frau an der Spitze, kam Söder als Marilyn Monroe. Als Seehofer zu sehr zögerte, verkleidet­e er sich als Edmund Stoiber.

Söder wurde nicht zur Witzfigur, sondern zu einer Art dunkler Macht. Klug, intrigant, rücksichts­los, so war sein Ruf in der CSU. Seehofer hat ihm „Schmutzele­ien“vorgeworfe­n, also Intrigen zur Beförderun­g der Karriere. Seehofer hat viel versucht, um den Aufstieg des ungeliebte­n Kronprinze­n zu verhindern. Am Ende setzte sich Söder durch. Heute zieht er in die Staatskanz­lei in München ein.

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APA Am Ziel: Söder übernimmt heute in der Staatskanz­lei in München das Kommando

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