Neuer Glanz für 500 Jahre altes Ordensschloss
REPORTAGE. Der Lindenhof in Millstatt, ein wuchtiger Ordensbau aus dem 15. Jahrhundert, wurde mit viel Liebe zum Detail renoviert. Heute ist die Eröffnung.
Könnten Mauern Geschichten erzählen, jene des Lindenhofs in Millstatt wüssten viele. Als 1469 der St. Georgs-Ritter-Orden in Millstatt mit Johann Siebenhirter einen äußerst tüchtigen, ersten Hochmeister (1469 bis 1508) bekam, begann dieser mit dem Bau eines Ordensschlosses, dem heutigen Lindenhof.
Hochmeisterschloss ist eine wuchtige Festung, der viergeschoßige Gebäudeflügel ist flankiert von zwei Wehrtürmen. Am Westturm befindet sich über dem Tor die Wappentafel des Hochmeisters Siebenhirter mit der Jahreszahl 1499“, erzählt Franz Pichorner, stellvertretender Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums in Wien.
Pichorner, ein gebürtiger Kärntner, den es immer wieder gerne in das historische Millstatt zieht, wurde von Eigentümerin Ina Maria Lerchbaumer gebeten, bei der heutigen Eröffnung die Festrede zu halten. In den Besitz der Familien Haselunglaublicher steiner und Lerchbaumer kam der Lindenhof im Jahre 1986, das ehemalige Grand Hotel wurde aus einer Konkursmasse erworben. Anton Lerchbaumer, Schwager des Industriellen Hans Peter Haselsteiner, und seine Gattin Ina Maria brachten in der Folge ihre Anteile in die Antonina GmbH ein, deren Geschäftsführerin Ina Maria Lerchbaumer seit dem Tod ihres Mannes ist.
hinweg wurden Pläne für den Lindenhof gewälzt, gescheitert sind sie zumeist an den gestrengen Auflagen des Bundesdenkmalamtes. Das Ensemble, welches unmittelbar an das Stift Millstatt angrenzt, steht seit
1971 unter Denkmalschutz. Dazu zählt auch die 1000-jährige Linde im ehemaligen Gastgarten, die dem Lindenhof den Namen gab. Vor zwei Jahren, nach umfangreichen Vorarbeiten, unternahm Ina Maria Lerchbaumer erneut einen Anlauf, um die Bauruine am pro- minentesten Ort von Millstatt mit neuem Leben zu erfüllen. Die Lindenhof GmbH wurde gegründet, 13 Millionen Euro in die Revitalisierung investiert. In das Ensemble, zu dem das „Klosterstöckl“und das „Braustöckl“zählen, wurden 32 Wohnungen und Büros integriert.
hatte der Lindenhof Ende des 19. Jahrhunderts. Damals kam Dr. Alexander Pupovac, Hof- und Gerichtsadvokat in Wien und Kandidat für den Reichsrat, zur Sommerfrische. Um Reichsrat zu werden, musste er mindestens sechs Hektar Grundbesitz nachweisen und so reiste er nach Kärnten, auf der Suche nach Grundbesitz. In Millstatt lernte er eine junge Witwe kennen, sie war die Erbin des Rainer’schen Gasthauses am unteren Marktplatz, des Brauhauses (Lindenhof), des Alexanderhofs und der Alexanderhütte. „Pupovac heiratete die Witwe und hat als neuer Bürger von Millstatt mit Ina Maria Lerchbaumer, Unternehmerin Energie viel zum Aufschwung des Kurortes beigetragen. Er gilt als Begründer des Grand Hotels Lindenhof“, erzählt Franz Pichorner.
Der finanzkräftige Rechtsanwalt aus Wien sorgte für einen radikalen Umbau des Südtraktes der alten Ordensburg, den er nach den Plänen des berühmten Wiener Architekten Arnold Heymann durchführen ließ. Dieser erbaute zahlreiche Hotelpaläste im böhmischen Marienbad. Der alte Pferdestall mit seinen imposanten Tonnenund Kreuzgewölben, wurde zu einem freundlichen Speisesaal umgewandelt, der wegen seiner Originalität und wunderbaren Beleuchtung von den Gästen bald sehr geschätzt wurde.
werden die neuen Gastgeber des Lindenhofs sicher gerne anknüpfen. Im Erdgeschoß des revitalisierten Gebäudes findet sich nun ein Wirtshaus mit Biergarten, welches von den Döbriacher Seefischer-Hoteliers Elisabeth und Michael Berndl als stilvolles Hirter-Braugasthaus geführt wird.